Addis Abeba/Abuja - Bei einem Angriff auf ein Gefängnis in Nordnigeria haben Unbekannte fast 120 Häftlinge befreit. Bis zum Donnerstagnachmittag konnten 25 von ihnen wieder festgenommen werden, sagten die Gefängnisleiter der Nachrichtenagentur dpa. Sie wiesen Vermutungen zurück, wonach die radikalislamische Sekte Boko Haram hinter der Attacke vom Mittwochabend in Afrikas bevölkerungsreichstem Land stecken soll.

"Nicht jede Gefängnisstürmung wird von der Sekte ausgeführt, andere Kriminelle sind jetzt auch zu einer Herausforderung für die Sicherheit geworden", sagte ein Mitarbeiter der Strafanstalt. "Sie wollen Chaos verbreiten."

Der Vorfall ereignete sich in dem Ort Koton Karifi im Bundesstaat Kogi. Bei der 30-minütigen Aktion wurde ein Gefängniswärter erschossen. "Sie haben das Feuer auf einen der Sicherheitsmänner eröffnet und ihn getötet, und dann haben sie den Haupteingang bombardiert", sagte Mariamu Bello, eine Augenzeugin. Das Kommando habe aus etwa 20 Männern bestanden.

Gefängnisaufseher mit Schüssen vertrieben

Ein anderer Augenzeuge erklärte, die Täter hätten immer wieder in die Luft geschossen, um andere Gefängnisaufseher zu vertreiben. Dann befreiten sie die Inhaftierten. Unter den Häftlingen, die wieder eingefangen werden konnten, befand sich auch ein stadtbekannter Verbrecher, der wenige Stunden nach seiner Flucht erneut beim Stehlen erwischt wurde.

Zu anderen Gefängnisstürmungen in den Städten Kano und Kaduna hatte sich jeweils die Boko Haram bekannt. "Aber es waren auch andere Leute beteiligt", teilte die Gefängnisleitung mit. Die Gruppe terrorisiert seit langem vor allem Christen im muslimisch geprägten Norden des Landes und ist für zahlreiche blutige Anschläge verantwortlich. Ihre Mitglieder nennen sich selbst auch die "nigerianischen Taliban". In der Vergangenheit hat die Boko Haram immer wieder Kirchen, Polizeiwachen sowie Lokale angegriffen, in denen Alkohol ausgeschenkt wird. (APA)