Compsognathus longipes aus der Fossillagerstätte bei Solnhofen. Hals und Schwanz sind stark über das Rückgrat hinweg gekrümmt. Forscher aus Basel und Mainz haben nun herausgefunden, warum das so ist.

Foto: G. Janßen, O. Rauhut, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie

Viele fossile Dinosaurier wurden in einer eigentümlich verkrümmten Körperhaltung entdeckt. Lange haben Wissenschafter dies als Folge von Todeskrämpfen interpretiert. Zwei Forscher aus Basel und Mainz kommen nun zu dem Schluss, dass diese bizarren Verbiegungen erst während der Zersetzung der Saurierleichen eintraten.

Mit weit geöffnetem Maul, Kopf und Schwanz stark über den Rücken gebogen: So präsentierten sich ihren Entdeckern oft die Skelette von Dinosauriern mit langen Hälsen und Schwänzen. Wissenschafter interpretierten die Haltung lange als Zeichen von Todeskrämpfen, wie die Universität Basel am Donnerstag mitteilte.

Paläontologen benannten die Haltung mit "bicycle pose" oder dem Fachbegriff Opisthotonus, der auf Starrkrampfphänomene anspielt. Später vermutete man das Austrocknen von Sehnen, Bändern und Muskeln oder die Leichenstarre dahinter, 2007 griff eine US-Studie aber erneut die Opisthotonus-Hypothese auf.

Nun haben Achim Reisdorf vom Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Basel und Michael Wuttke vom Referat Erdgeschichte der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in Mainz die Frage erneut überprüft. Dabei nutzten sie ein im 19. Jahrhundert beim bayerischen Solnhofen ausgegrabenes Fossil eines Compsognathus longipes.

Experimente mit Hühnerhälsen

Der zweibeinige Dinosaurier hatte an Land gelebt, sein "Grab" aber vor 150 Millionen Jahren in den Ablagerungen einer tropischen Lagune gefunden. Die zwei Forscher nutzten nun Erkenntnisse der Rechts- und Veterinärmedizin und setzten in einem Experiment gerupfte Hühnerhälse unterschiedlichen Bedingungen aus.

Dabei zeigte sich: Legten sie die Hälse ins Wasser, krümmten sich diese sogleich um über 90 Grad rückwärts. Im Laufe der Zersetzung unter Wasser nahm die Krümmung zudem zu. Schliesslich fanden die Forscher heraus, dass dafür das Ligamentum elasticum verantwortlich ist, ein Band, das die Wirbel von Hals bis Schwanz verbindet.

Das auch von Reptilien und Säugetieren bekannte Band übt einen starken Zug aus. Den Sauriern half es, Hals und Schwanz nicht nur mit Muskelarbeit aufrecht zu halten. Nach ihrem Tod konnten sich dann die Zugkräfte im Wasser entfalten, da dort die Schwerkraft weitgehend aufgehoben ist. Mit der Zersetzung wurde die Krümmung zudem immer stärker.

Laut der Uni Basel lassen sich alle diese Prozesse am teilweise zerfallenen Skelett des Compsognathus Schritt für Schritt nachvollziehen. Die bizarre Haltung geht daher nicht auf Todeskrämpfe zurück, folgerten die beiden Forscher, sondern auf die Biomechanik im Wassergrab. (APA, red)