Berlin - Frauen, die sich gegen eine Abtreibung und für ein Kind entscheiden, bekommen einen Bonus von 300 Euro. Dieses Angebot einer gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland sorgt für Unruhe.

Ausgedacht hat sich die Prämie die Wiesbadener Betriebskrankenkasse für Industrie, Handel und Versicherungen (BKK IHV), die rund 16.000 Mitglieder hat. Seit 2009 kooperiert sie mit "Pro Life" - radikalen Abtreibungsgegnern, die man auch in Österreich kennt. Sie halten regelmäßig "Mahnwachen" vor dem Ambulatorium für Schwangerenhilfe am Wiener Fleischmarkt ab.

Versicherte der Krankenkasse können eine Beitrittserklärung zu "Pro Life" unterzeichnen. Damit verpflichten sie sich, nicht abzutreiben und auch niemanden in diese Richtung zu beeinflussen. Dafür gibt es 300 Euro der selbsternannten "Lebensschützer", die von der Marianischen Liga und der Piusbruderschaft unterstützt werden.

Weniger wohlwollend, sondern "kritisch" beobachtet das Bundesversicherungsamt seit 2011 diese Allianz. Denn die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland haben die Pflicht, legale Abtreibungen zu finanzieren, dies gehört zu ihrem Leistungskatalog. Außerdem sind Krankenkassen zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet. (bau, DER STANDARD; Printausgabe, 16.2.2012)