Moskau - Russlands Regierungschef Wladimir Putin auf der Anklagebank: Ein Video zeigt ihn hinter Gittern im Gerichtssaal, eine TV-Reporterin erklärt, der Premier müsse sich unter anderem wegen Veruntreuung, Amtsmissbrauchs und der Vorbereitung von Terroranschlägen zur Einschüchterung der russischen Bevölkerung verantworten.

Das Video ist natürlich ein Fake, der Kopf Putins wurde ausgerechnet auf den Körper seines schärfsten Widersachers, des verurteil- ten Oligarchen Michail Chodorkowski, montiert. Geschickt bauten die Filmemacher auch ein paar O-Töne ein. So erklärt der Angeklagte in dem angeblichen Prozess, dass er Wladimir Wladimirowitsch Putin heiße und russischer Staatsbürger sei. Das hat Putin tatsächlich zu Protokoll gegeben - allerdings nicht vor dem Richter, sondern in einem Werbefilmchen für die Volkszählung in Russland vor zwei Jahren.

Putins Kritiker stellen den Regierungschef mit der Montage virtuell vor Gericht. Im russischen Internet ist das Video ein Renner: Zwei Millionen User haben sich die angebliche Verurteilung Putins schon angesehen. Das Echo ist geteilt: Während die einen sich köstlich über das Machwerk amüsieren, sind Putin-Anhänger empört über die grobe Fälschung.

Allerdings hat sich auch die Gegenseite schon mit Fälschungen in diesem Wahlkampf hervorgetan: So wurde der Oppositionelle Alexej Nawalny per Bildmontage neben den in Russland verhassten Oligarchen Boris Beresowski gestellt. Die Fälschung flog auf, als sich der Fotograf des Originalbildes meldete. (ab/DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2012)