Valerie Kattenfeld.

Foto: Standard/Fischer

Wien - Ein sonniger Nachmittag, die Kältewelle in Österreich gerade am Ausklingen, und Valerie Kattenfeld führt den SCHÜLERSTANDARD mit warmem Händedruck und freundlichem Lächeln hinter die Kulissen des Dschungel Wien. Am 18. Februar wird hier das neue Stück der leidenschaftlichen Theatermacherin, Ein Gespenst namens Zukunft, Premiere feiern. Die Wienerin gibt zu, deshalb schon aufgeregt zu sein.

Um ihr Stück zu beschreiben, verweist sie auf den vielsagenden Untertitel "Bedeutet Erwachsenwerden, einen ewigen Kompromiss einzugehen, oder darf man auch rücksichtslos glücklich sein?" Ihre Bühnenproduktion soll "eine Ermutigung sein, seinen eigenen Weg zu gehen", sagt sie.

Aus dem Leben zugeflogen

Die besten Ideen kämen ihr oft ganz unerwartet aus dem Leben zugeflogen, erzählt die 27-Jährige. Oder auch aus der Literatur: Ihr aktuelles Projekt wurde von einem Hörspiel der österreichischen Schriftsteller Werner Kofler und Antonio Fian sowie von Franz Kafkas Brief an den Vater inspiriert. Daraus entfaltete sich der Grundgedanke des Stückes: die Frustration, "nie dem gerecht werden zu können, was die Eltern von einem erwarten". Autobiografische Elemente dementiert sie jedoch. Sie habe immer Unterstützung genossen.

In einem Probeplan arbeitet das junge Theatertalent in Zusammenarbeit mit den Darstellern ein Konzept aus. Bereits vor der Premiere ihres aktuellen Theaterstücks hat Kattenfeld Ideen für ihr nächstes Projekt im Kopf: Fleisch soll es heißen und die Materialität von ebendiesem thematisieren.

Dass die Bühne und das Kreativsein ihre Berufung sind, wusste Kattenfeld schon früh: In der Schule spielte sie selbst Theater. Das Studium der Theaterwissenschaft war für sie somit ein logischer Schritt. Eine wichtige Zeit in ihrer Karriere war ihr Aufenthalt in Perugia, Italien. Dort machte sie in einem alternativen Film- und Theaterzentrum ihren "europäischen Freiwilligendienst", der sie nachhaltig inspirierte.

Kattenfeld erlitt am Beginn ihrer Laufbahn einige Rückschläge. Sie bedauert abgelehnte Theaterstücke, die Potenzial gehabt hätten, und spricht von "ungeborenen Kindern". Es sei hart, in der Theaterbranche Fuß zu fassen, schildert sie ihren Werdegang.

Der Sieg beim Wettbewerb "Jungwild" im vergangenen Jahr war ihr Durchbruch. Seit diesem Erfolg sei ein regelrechter Domino-Effekt eingetreten: Ein Projekt folge dem anderen. Jugendlichen, die den Berufswunsch des Theatermachens hegen, rät sie, "Kontakte zu Gleichgesinnten zu pflegen". Entscheidend sei es aber auch, "Pfeffer im Arsch" zu haben. Wenn man diese Voraussetzungen erfülle, sei Österreich eine gute Plattform für junge Talente. (Alexandra Mayerweg, Philipp Koch, Simay Zwerger*, DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.21012)