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Paloma.

Foto: AP Photo/ Lino Arrigo Azzopardi

Die Spannung, die keine war, ist keine mehr: Am Mittwochabend will Nicolas Sarkozy die Kandidatur für seine Wiederwahl ankündigen. Am Ablauf der Kampagne wird das nicht viel ändern. Trotzdem berichten die französischen Medien seit Tagen nur darüber. Sie verweisen darauf, dass glücklose Kandidaten schon ihre "entrée en scène" (Bühnenauftritt) verpatzt hätten: Der Sozialist Lionel Jospin begnügte sich 2002 mit einem simplen Fax, was ihm in der Folge als herablassende Distanziertheit ausgelegt wurde; der Gaullist Edouard Balladur gab seine Kandidaturerklärung vor den Goldverzierungen seines Regierungspalastes Matignon ab, was seine aristokratischen Allüren hervorhob. Beide zogen nie ins Elysée ein.

Sarkozy will sich nach neusten Meldungen über einen der beiden grossen Fernsehkanäle TF1 oder France-2 direkt an seine Citoyens wenden, um sein Ja-Wort zu geben, wenn die obligate Journalistenfrage gestellt wird: "Monsieur le Président, êtes-vous candidat?"

Wichtiger als dieses Ritual der Fünften Republik sind die Bilder, die das Non-Event begleiten werden. Wie es scheint, will Sarkozy zum Anlass die Hochebene von Glières in Savoyen aufsuchen. Dort leisteten im Zweiten Weltkrieg 460 Résistance-Kämpfer erbitterten Widerstand gegen 10 000 Wehrmachtsoldaten und (was gerne verschwiegen wird) französische Milizionäre.

Sarkozy begibt sich seit seiner Wahl 2007 jährlich auf das Plateau des Glières.

Die Bilder davon sollen der Fernsehnation zeigen, dass der Präsident innere Einkehr mit einer nationalen Hommage zu verbinden wisse. Die Nation erinnert sich aber vor allem an den Wahlkampf 2007, in dem Sarkozy hoch und heilig versprochen hatte, er werde sich im Fall eines Wahlsieges in ein Kloster zurückziehen, um einige Tage über die Schwere seines neuen Amtes nachzusinnen. Frischgewählt, lud er dann aber befreundete Politiker und Konzernchefs ins Luxuslokal Fouquet's auf den Champs-Elysées ein; dann besuchte er einen Milliardär auf der Yacht Paloma.

Seither verfolgen die Stich-, um nicht zu sagen Schimpfworte "Fouquet's" und "Paloma" den Präsidenten wie die Erbsünde. Dieses Negativimage versucht er mit seinen spartanisch-kargen Besuchen auf der Glières-Hochebene zu korrigieren.

Aber nicht jeder Präsident inszeniert sich so geschickt wie François Mitterrand, der während seiner Amtszeit von 1981 bis 1995 jeweils an Pfingsten den Solutré-Felsen im Burgund bestieg. Mit dem Wanderstab ausgerüstet liess sich der Sozialist beim Aufstieg wie der gute Hirte von einer Anhängerschar begleiten. Sarkozy wird in Savoyen nur von protestierenden Résistance-Kämpfer empfangen: Sie werfen dem gaullistischen Präsidenten Vereinnahmung des Ortes vor. Denn kaum ein Franzose nimmt Sarkozy ab, dass es ihm wirklich um das Gedenken an einem historischen Schauplatz geht. Alle wissen, dass er eigentlich lieber auf der "Paloma" wäre.