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Die Türen sind derweil zu im Ibrox-Park.

Foto: Reuters/Moir

Glasgow - Craig Whyte gegen Her Majesty's Revenue and Customs (HMRC) heißt das seit Jahren mit Abstand spannendste Match im schottischen Fußball. Es geht um die Existenz der Glasgow Rangers, dem Rekordmeister nicht nur der Schotten, sondern der Welt. 54 Meistertitel haben die Rangers innert 120 Jahren gewonnen. Der jüngste Triumph im Mai des Vorjahres könnte für lange Zeit der letzte gewesen sein. Denn die Steuerfahndung Ihrer Majestät fordert von den Rangers eine Nachzahlung in Höhe von 49 Millionen Pfund, also fast 60 Millionen Euro.

Craig Whyte, seit zehn Monaten Besitzer der Rangers, führt den Klub daher in die Insolvenz. In einem Insolvenzverfahren ist die Finanz aber nur einer von vielen Gläubigern des hochverschuldeten Traditionsklubs. Ein anderer ist Whyte selbst, der vom Stahlmagnat Sir David Edward Murray für einen symbolischen Pfund 85 Prozent der Anteile an den Rangers übernommen hatte. Der 40-Jährige steht über seine Firma Liberty Capital für Bankschulden in Höhe von 17 Millionen Pfund gerade.

Multimillionär Whyte ist fleißig wie eine Biene, hat sich aber den Ruf eingehandelt, eine Heuschrecke zu sein. Liberty Capital ist darauf spezialisiert, wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen aufzukaufen, mit allen Mitteln zu sanieren und dann mit Gewinn abzustoßen. Die Fans der Rangers, die Whytes Engagement ursprünglich begrüßt hatten, sind jetzt entsetzt. Wegen des Insolvenzverfahrens werden dem Klub zehn Punkte in der Meisterschaft abgezogen. Der Rückstand auf den führenden Stadtrivalen Celtic Glasgow, der es bisher auf 42 Meistertitel gebracht hat, ist auf 14 Zähler angewachsen.

Whyte hat da ganz andere Sorgen. Der frühere Präsident Alistair Johnston begehrt etwa zu wissen, warum der Geschäftsmann die Rangers überhaupt übernommen hat. Whytes Beteuerungen, er sei von Kindesbeinen an Rangers-Fan, reichen ihm als Erklärung für das finanzielle Abenteuer nicht aus. Die Tageszeitung Daily Record wünscht Aufklärung über den Verbleib von 38 Millionen Pfund, die durch einen Vertrag mit einer Ticketvertriebsfirma und den Verkauf von Dauerkarten eingenommen wurden. Die 6,6 Millionen Pfund, die der Verkauf des kroatischen Ex-Rapidlers Nikica Jelavic an Everton brachten, fallen da kaum ins Gewicht. (DER STANDARD, Printausgabe, Mittwoch, 15. Februar 2012, sid, lü)