Werke von Günter Brus und Arnulf Rainer.

Foto: Weichelt

Mit dem programmatischen Titel Schwarz Weiß eröffnet Monika Perzl ihr Ausstellungsjahr in der Galerie am Stein in Schärding. Die Stufen führen hinab in die kleine Galerie, die schon allein ob ihrer architektonischen Gegebenheiten - enge Räume mit Gewölbedecken - eine Art Verdichtung darstellt. Ein Begriff, der neben jenen des Purismus und der Essenz zum Leitfaden für diese Schau wird.

Den sieben Künstlern, deren Arbeiten Monika Perzl für die Ausstellung ausgewählt hat - Arnulf Rainer, Günter Brus, Tobias Pils, Michael Kienzer, Jakob Gasteiger, Karl Schleinkofer und Otto Zitko - ist Schwarz als Materialfarbe oder in seiner Abgrenzung zu Weiß demzufolge teils bestimmendes und teils begleitendes Medium.

Dies sei keine Ausstellung, die sich sofort vermittelt, eher eine Herausforderung ähnlich jener für Skifahrer, wenn sie sich aufmachen, eine schwarze Piste zu befahren - meinte Florian Steininger, Kurator des Bank Austria Kunstforums, in seiner Eröffnungsrede. Nichts Barockes, Lustvolles und kaum rhythmisch Geordnetes findet sich in dieser Schau, die hinab führt in der Künstler und Galeristen liebste Nichtfarbe. Der Bildhauer Michael Kienzer schafft großformatig Brüchiges, lässt in den feinen, scheinbar nicht zu Ende geführten Linien wiederum Rückschlüsse auf Skulpturales zu. Arnulf Rainer ist mit seinen Totenmasken und Übermalungen vertreten, desgleichen Günter Brus und seine schwarzromantischen Bilddichtungen.

Schwarz als Materialfarbe wird von Jakob Gasteiger am intensivsten behandelt. Mit den kohlebeschichteten übereinandergelegten Seidenpapieren nimmt er hier die minimalistischste Position ein. Schwarz sei die "Königsdisziplin der Kolorismen", so Steininger, mit deren Hilfe das Wesen von Geste und Spur auf den Punkt gebracht werden könne. Am spannendsten aber wird Schwarz dort, wo es als intensive künstlerische Bearbeitung von Linie, Zeichnung und Raum zu Monotonie und Undurchschaubarkeit führt, etwa in Rainers Serie Reste aus den 1970er-Jahren oder in Karl Schleinkofers mehrschichtigen Liniennetzen. Jenseits des Sichtbaren öffnen sich hier schließlich neue Räume als Ergebnis künstlerischen Schaffens in den Untiefen einer radikalen Unbuntheit. (wkh, DER STANDARD - Printausgabe, 14. Februar 2012)