Da sind sie wieder, die vielzitierten Wutbürger Deutschlands. In Duisburg haben sie sich in überraschender Stärke zusammengetan, um Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) aus dem Amt zu werfen.

Der hatte in den vergangenen eineinhalb Jahren nach der Loveparade-Katastrophe traurige Berühmtheit auch außerhalb der Ruhrpott-Metropole erlangt, weil er nicht zwischen juristischer und moralischer Verantwortung zu unterscheiden vermochte. Tatsächlich: Gegen Sauerland ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht, persönliches Fehlverhalten wird ihm nicht vorgeworfen.

Doch wie er sich nach dem Unglück, das 21 Menschen das Leben kostete, an sein Amt klammerte und statt Feingefühl und Mitleid bloß ausufernde Rechtfertigungen und Erklärungen bot, das war unerträglich - erst recht für die Hinterbliebenen der Opfer.

18 Monate lang hatte Duisburg praktisch kein Gesicht, weil Sauerland zur Persona non grata wurde, ihn kaum noch jemand einladen wollte und er selbst sich oft nicht mehr auf die Straße traute. Gut, dass dieser unhaltbare Zustand der traumatisierten Stadt nun ein Ende hat.

Sauerlands Abwahl ist jedoch nicht nur ein Erfolg für Basisdemokratie, sondern auch ein Warnschuss für alle Politiker: Wer in den Augen des Volkes versagt, bekommt möglicherweise nicht erst bei der nächsten Wahl die Quittung. Wutbürger können schon viel früher aktiv werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.2.2012)