Die Ticketpreise für Bus und Metro sollen in Griechenland um 25 Prozent steigen. So haben es EU und Währungsfonds gewollt, so wird es noch 2012 kommen. Einmal hin und zurück mit der Athener Metro kostet dann 3,50 Euro. Die Maßnahme wird nicht zur Mobilitätssteigerung der Arbeitslosen beitragen, denn mit den Tarifen kommt jede Absage beim Vorstellungsgespräch teurer.

Die Episode ist ein Nebenschauplatz im neuen griechischen Sparprogramm, zeigt aber, dass EU und Währungsfonds aus ihren Fehlern nicht lernen. Beide drücken weiterhin ihr Programm durch: Athen muss Steuern erhöhen, Sozialausgaben, Gehälter und Pensionen kürzen. Dass dieser Cocktail und das Tempo, in dem er serviert wird, das Land völlig überfordern, wird ignoriert. Dabei sprechen die Zahlen Bände: Seit Beginn der EU/IWF-Mission im Mai 2010 ist die Arbeitslosigkeit um 50 Prozent gestiegen. Mehr als eine Million Griechen haben keinen Job. Die Unternehmen sind heute weniger produktiv, die Exportindustrie stagniert, die Verschuldung ist um zehn Prozent gestiegen.

Daran sind nicht die Griechen schuld: Sie haben die Mehrzahl der Vorgaben ihrer Gläubiger umgesetzt, das bestreiten selbst EU und IWF nicht. Doch beide glauben, dass die "kritische Masse" an Reformen noch nicht erreicht ist, bei der das Programm zu greifen beginnt. Belege dafür gibt es nicht. Augenscheinlich ist bisher nur, wie fulminant theoretische Konzepte in der Realität scheitern können. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.2.2012)