Wien - Mit den Meisterwerken des 20. Jahrhunderts setzt Wiens Staatsballettchef Manuel Legris seinen enzyklopädischen Kurs fort und zeigt aus dem Fundus der Pariser Oper drei berühmte Stücke aus dem vorigen Jahrhundert. Glücklicherweise wieder zu Livemusik des Staatsopernorchesters, mitreißend dirigiert von Markus Lehtinen.

Suite en Blanc von Serge Lifar, 1943 zur Musik von Edouard Lalo uraufgeführt, ist eine Hommage an die Pariser Schule. Das in weißen Tütüs getanzte Werk der Neoklassik besteht aus technisch anspruchvollsten Variationen von Pas de Deux, Pas de Trois und Pas de Cinq. Das Defilee reinen Balletttanzes ohne Inhalt wurde vom Wiener Staatsballett stilsicher und dynamisch getanzt, ein genussvolles und kurzweiliges Vergnügen.

Before Nightfall von Nils Christe (Musik: Bohuslav Martinù, 1985 uraufgeführt) gehört zu den Standards des modernen Balletts. Es lebt von der Präzision der Choreografie. Die Bewegungen sind fließend, durchsetzt von eckigen Formationen und kraftvollen Sprüngen. Besonders eindrucksvoll: Nina Poláková und Roman Lazik.

Roland Petits 1974 uraufgeführtes Handlungsballett L'Arlésienne zur Musik von Georges Bizet erzählt von einer geplatzten Hochzeit in der Provence. Frédéri (Kirill Kourlaev) liebt nicht Braut Vivette (Maria Yakovleva), sondern ein Mädchen aus Arles.

Am Ende springt Frédéri in einem famosen Satz aus dem Fenster. Nicht zuletzt für diese gewaltige Anstrengung wurde Kourlaev, ein unverzichtbares Ensemblemitglied, nach der Vorstellung, von Staatsoperndirektor Dominique Meyer zum Ersten Solotänzer ernannt. (Barbara Freitag, DER STANDARD - Printausgabe, 14. Februar 2012)