Zum Konzept ließe sich sagen: Mehr ist mehr. Die B-Klasse wuchs gegenüber dem Vorgänger um neun Zentimeter in der Länge. Auf 4,36 m. Das kann immer noch rechtens als kompakt bezeichnet werden, und es ergab sich daraus deutlich mehr Platz für Passagiere und Gepäck. Außerdem hat Mercedes sich beim Unterboden von der Sandwich-Bauweise verabschiedet, was den Sitzkomfort ganz wesentlich erhöht, weil dadurch nun halt einfach zwischen Sitz und Boden komfortmaßgebliche Zentimeter hinzukamen.

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Überhaupt verdient das Raumkonzept den Zusatz "Eure Exzellenz". Gepäckraum und Variabilität spielen alle Stückerln, bis hin zum höhenvariablen Kofferraumboden (der im abgesenkten Zustand bei umgelegten Rücksitzen eine Stufe im Laderaum hinterlässt). Stellt man sich allerdings nüchtern die Frage, warum nun B-Klasse und kein stinknormaler Golf Plus (oder gar Opel Meriva), kommt man vielleicht etwas ins Grübeln, zumal der Benz kein Alleinstellungsmerkmal vorweisen kann wie BMW beim 1er (noch) mit dem Hinterradantrieb. Andererseits: Warum kaufen Menschen Rolex und keine Ramsch-Uhren aus Fernost oder iPhones statt billiger 0815-Handys? Eben.

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Nein, die Neuauflage der zweitkleinsten Mercedes-Baureihe ist ein grundsolider, vernünftiger, nicht einmal überteuerter Beitrag. Außen vielleicht mit ein bisserl arg viel Design für nur ein Auto, innen hingegen ein stilistisch-ästhetischer Volltreffer: Schaut super aus, das Interieur, Qualitätseindruck 1a, echt eines Mercedes würdig, das war in der B-Klasse bisher eher nicht so. Und es fährt sogar ein klein wenig Traumwagen mit - Lüftungsdüsen à la SLS.

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Getestet haben wir den kleinen Benziner, B180, mit 122 PS. Prinzipiell angenehme Maschine, die eher auf Drehzahl statt -moment setzt, wirkt auch gut abgestimmt auf die 6-Gang-Schaltung, Start-Stopp darf ebenfalls nicht fehlen. Allerdings konnte der Testverbrauch, wiewohl stadt- und autobahnlastig, nicht restlos überzeugen, spürbar über acht Liter auf 100 km sind kein Weltrekord.

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Und alles noch echt Mercedes

Angenehm leichtgängig und präzise wie die Schaltung ist auch die Lenkung. Vor allem aber muss man das Fahrwerk als ausgesprochen gelungen bezeichnen. Exzellent ausbalanciert, straff und komfortabel gleichermaßen, die neue B-Klasse wirkt wieselflink.

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Weiters kann man davon ausgehen, dass hier noch alles original Mercedes ist: Die Kooperation mit dem französischen Volumenshersteller Renault spielt in dieser Generation beim deutschen Premiumhersteller noch keine Rolle.

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Die Familie wird noch kräftig wachsen. Der B-Klasse folgt septembers die stilistisch dramatisch dynamisierte A-Klasse, von der die Studie Concept A-Class einen appetitanregenden Vorgeschmack gab, Weltpremiere feiert der Baby-Benz Anfang März am Genfer Salon. Weiters fixiert ist ein kleines Coupé mit Frontantrieb (wohl 2013) sowie ein SUV unterhalb des GLK (vermutlich ab 2014), der sich, wird aber auch Zeit, mit BMWs X1 matchen wird. Außerdem geistert da noch ein fünftes Derivat durch die Gerüchteküche.

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Und die B-Klasse? Passt perfekt. Schließlich brauchen wir alle unsere kleinen Freiräume. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/10.02.2012)

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