Zum Wohnen am Stadtrand haben viele Menschen nur zwei Meinungen: Entweder sie sehen es als Ghetto des Grauens oder träumen von der trauten Gemütlichkeit im Grünen. Was auch immer der Fall ist, eines ist sicher: Neue Wohnungen bedeuten Verkehr. Genauer: Autoverkehr. Denn gearbeitet und eingekauft wird dann doch dort, wo man nicht leben will oder aufgrund höherer Kosten nicht kann.

Ein aktuelles Beispiel bietet der Süden Wiens: Dort sollen 450 neue Wohnungen errichtet werden. Die neuzugezogenen Autos sollen aber über eine jetzt schon aufgrund des Pendlerverkehrs aus Niederösterreich überlastete Straße rollen, fürchten Bürger. Den Montagmorgen wird man in diesem Fall dann mit dem Einatmen der staubedingten Abgaswolke verbringen können.

Nun sei jedem und jeder vergönnt, außerhalb von dichtverbautem Gebiet zu leben. Allerdings ist es Aufgabe der Stadt- und Raumplanung, dafür zu sorgen, dass dieser Wohnwunsch nicht zu immer mehr Individualverkehr führt. Verkehr, der die Umwelt belastet und für den auf Kosten der Allgemeinheit dann wieder neue Straßen gebaut werden müssen.

Nötig wäre daher ein noch viel stärkeres Augenmerk auf die Anbindung an den öffentlichen Verkehr - und der Mut, im Zweifelsfall die zulässige Anzahl von Wohnung zu begrenzen. Damit der Stadtrand nicht zum Stauraum wird. (DER STANDARD-Printausgabe, 13.2.2012)