Bild nicht mehr verfügbar.

Am Wochenende kam rund um das Kolosseum in Rom einiges an Neuschnee dazu.

Foto: EPA/GUIDO MONTANI

Skilangläufer an den Stränden von Riccione, Kettenpflicht in Rom: Der Winter spielt in Italien verrückt. Am Wochenende haben neue Schneefälle und arktische Temperaturen von Venedig bis Kalabrien das Land ins Chaos gestürzt. Mehrere Autobahnen mussten gesperrt werden, 1300 Kilometer Schneefahrbahn erschwerten das Fortkommen.

In Rom, wo es erneut schneite, wurde die Hälfte aller Flüge annulliert. Viele Züge fielen aus. In den Marken und Abruzzen, Emilien und Kampanien wurden mit drei bis vier Metern die ergiebigsten Schneefälle seit Menschengedenken verzeichnet, zahlreiche Orte können nicht erreicht werden. Die Zahl der Toten ist auf mehr als 50 gestiegen.

Minus 20 Grad

Am Wochenende schneite es auch an den Stränden Sardiniens und auf der Insel Pantelleria südlich von Sizilien. Zwei Frauen starben, weil die Ambulanzwagen im Schnee steckenblieben. In der Provinz L'Aquila musste eine eingeschneite Familie mit kleinen Kindern sechs Tage auf Hilfe warten. Viele Orte sind ohne Strom und Wasser.

Die Temperaturen von bis zu minus 20 Grad haben in der Landwirtschaft viele Ernten vernichtet und enorme Schäden angerichtet. Die Auslieferung von Frischprodukten ist um 40 Prozent gesunken. 10.000 Tiere sind verendet, Ställe und Treibhäuser wurden durch den Schnee eingedrückt.

Schulen geschlossen

In zahlreichen Städten sind Schulen und Ämter seit einer Woche geschlossen. In Rom herrschte nach dem Verkehrschaos der vergangenen Woche Kettenpflicht. Innerhalb von zwei Tagen wurde eine Million Schneeketten verkauft - teilweise zu stark überhöhten Preisen.

Die kampanische Bergregion Irpinien, wo bis zu vier Meter Neuschnee fielen, hat um Ausrufung des Notstands ersucht. In den Abruzzen verendeten zahlreiche Wildtiere. Hirschrudel suchten in Dörfern Zuflucht und Nahrung, in Bergdörfern tauchten Wölfe auf. In Triest sorgte die Bora mit 170 Kilometern pro Stunde für völlig vereiste Straßen. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD-Printausgabe, 13.2.2012)