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Jürgen Melzer wird von Neokapitän Clemens Trimmel geherzt. Der 30-Jährige sicherte Österreich im Daviscup-Duell mit Russland den Aufstieg ins Viertelfinale.

Foto: APA/Neubauer

Wiener Neustadt - Alex Bogomolov jr. konnte sich den traditionellen Handshake nach dem Spiel aufzeichnen. Das lag aber nicht an Jürgen Melzer, sondern an den Teamkollegen des 30-jährigen Niederösterreichers. Kaum hatte Österreichs Nummer eins seinen dritten Matchball gegen den Russen vor 2500 Fans in der Wiener Neustädter Arena Nova verwertet und Österreich uneinholbar mit 3:1 in Führung gebracht, stürmte die Mannschaft geschlossen auf den Platz. Der größte Erfolg in der jüngeren Tennisgeschichte wurde mit einer riesigen Jubeltraube, Ehrenrunden, La-Ola-Wellen und Sekt entsprechend gewürdigt und mit Wiener Walzer untermalt.

Melzer hat dem Druck eindrucksvoll standgehalten, beim 6:2, 6:4, 6:1 über den in der Weltrangliste um sechs Ränge besser platzierten Bogomolov jr. ließ die Nummer 40 der Welt in nur 1:42 Stunden nichts anbrennen. "Ich wusste, dass ich die Partie gewinnen muss", sagte Melzer. "Ab der Mitte des ersten Satzes habe ich begonnen, mich wohlzufühlen. Ich habe gewusst, wenn ich mein Ding durchziehe, dann schieße ich ihn ab."

Nur ein kurzes Wanken

Nach der knappen Fünfsatz-Niederlage von Österreichs Doppel Oliver Marach / Alexander Peya gegen Nikolai Dawydenko / Michail Juschnij am Samstag lag es an Melzer, für das erste Daviscup-Viertelfinale seit 1995 und also seit der Ära Thomas Muster zu sorgen. Melzer agierte solide und abgeklärt. Nur einmal, im zweiten Satz, als Bogomolov jr. von 1:4 auf 4: 4 stellte, wankte Melzer kurz. Um danach wieder einen Gang höher zu schalten. "Er hat mich einfach überrollt", zollte der 28-jährige Russe Melzer Respekt. Andreas Haider-Maurer unterlag dann Igor Kunizyn (4:6, 6:4, 6:7), das war egal, Endstand 3:2.

Der Erfolg über den zweifachen Daviscup-Sieger war ein Einstand nach Maß für Neo-Kapitän Clemens Trimmel. Der beschäftigte sich in der Stunde des Triumphs auch schon mit dem nächsten Gegner. In der Runde der besten acht Teams wartet am Osterwochenende (6. bis 8. April) auswärts Titelverteidiger Spanien.

Bei den Iberern, die Kasachstan schlugen, fehlen die Topstars Rafael Nadal und David Ferrer. Sie gönnen sich nach dem Daviscup-Triumph eine Auszeit. Mit Nicolas Almagro ist die Nummer elf der Welt derzeit Team-Leader, Juan Carlos Ferrero ist quasi der Untergebene. "Gegen Spanien sind wir auf Sand auswärts krasser Außenseiter", sagt Melzer, ohne den Kopf in den Sand zu stecken. "Wir fahren dort nicht hin, um Urlaub zu machen. Ich glaube, dass wir ein kompaktes Team haben und nicht chancenlos sind." (krud, DER STANDARD Printausgabe 13.02.2012)

Österreich - Russland 3:2

Freitag:
Jürgen Melzer - Igor Kunizyn 6:2,6:7(3),6:4,3:6,6:1
Andreas Haider-Maurer - Alex Bogomolow jr. 6:1,6:4,6:7(1),6:2

Samstag:
Oliver Marach/Alexander Peya - Nikolaj Dawydenko/Michail Juschnij 6:7(1),7:6(7),5:7,6:3,4:6

Sonntag:
Jürgen Melzer - Alex Bogomolow jr. 6:2,6:4,6:1
Andreas Haider-Maurer - Igor Kunizyn 4:6,6:4,6:7(4)

Österreich trifft damit am Osterwochenende vom 6. bis 8. April im Viertelfinale auswärts auf Spanien.