Das Konzept ist aufgegangen: Ein Kleinbauer steht neben dreijährigen Teakbäumen auf seiner agroforstlichen Anbaufläche im westafrikanischen Ghana.

Foto: Jobst Schröder, vTI/WFW

Jedes Jahr gehen weltweit über 13 Millionen Hektar Tropenwald verloren. Eine der Hauptursachen ist Brandrodung. Nun haben deutsche Wissenschafter ein Konzept entwickelt, mit dem Kleinbauern zu aktiven Schützern ihrer Wälder werden. Ein Pilotprojekt im westafrikanischen Ghana zeigte sich mehrfach erfolgreich.

Für viele Kleinbauern ist die Brandrodung ein einfaches Mittel, um Flächen für den Ackerbau zu gewinnen. Oft geraten diese Feuer allerdings außer Kontrolle und entwickeln sich zu Großbränden mit drastischen Folgen für die noch vorhandenen Wälder. Gemeinsam mit einem ghanaischen Holzverarbeitungsunternehmen, das in der Ashanti-Region ein Wald-Rehabilitierungsprojekt durchführt, suchten Forstexperten des Hamburger Thünen-Instituts nach Wegen, die Brandrodung zu verringern und gleichzeitig die wirtschaftliche Situation der Dorfbevölkerung zu verbessern.

Schutzwall aus ertragreichen Fruchtbäumen

Die Lösung war ein zusammen mit den Beteiligten entwickeltes agroforstliches Konzept, das auf die Situation vor Ort abgestimmt war. Um die zu schützenden Wälder wurde eine Randzone ausgewiesen, in der die Kleinbauern ertragreiche Fruchtbäume wie Orangen, Mangos, Cashews oder Ölpalmen in Mischkultur mit ihren gewohnten Feldfrüchten wie Yam, Mais oder Erdnuss anbauen konnten. "Wer Bäume pflanzt, um sie später zu nutzen, brennt sie nicht nieder", sagt Forstwissenschafter Jobst Schröder, einer der deutschen Experten des Projekts. Und tatsächlich: Um diese Bäume nicht zu gefährden, wurden keine Feuer mehr gelegt. Dass sich dieses Konzept für die Beteiligten rechnet, zeigte sich bereits im dritten Jahr nach der Pflanzung, in dem besonders bei Mango gute Ernten erzielt wurden. Mittlerweile haben die Kleinbauern die überregionale Vermarktung ihrer Früchte selbst organisiert, was ihnen zusätzliche Einnahmen verschafft.

Eine andere Variante des Konzepts beruht darauf, Setzlinge von Waldbäumen, insbesondere Teak, auf den Feldern anzubauen. Bei dieser Variante schließen die Kleinbauern und der holzverarbeitende Betrieb einen Vertrag. Die Kleinbauern verpflichten sich zum Mitanbau von Teak auf ihren Feldern, der holzverarbeitende Betrieb garantiert den Ankauf des Holzes und deckt damit einen Teil seines Rohstoffbedarfs. Um den Bedarf an jungen Teakpflanzen zu decken, legten die Dorfbewohner in Eigenregie Baumschulen an, in denen sie Setzlinge anzogen und verkauften. Diese Idee machte Schule. Nach zwei Jahren hatten sich auch in anderen Dörfern Kooperativen mit eigenen Baumschulen gebildet.

Sheanüsse für den internationalen Kosmetikmarkt

Auch die an die Felder grenzenden Savannenwälder waren durch Feuer und die Gewinnung von Holzkohle bedroht. Die lokale Bevölkerung gewinnt aus den Früchten der dort vorkommenden Sheanuss-Bäume (Vitellaria paradoxa) seit jeher zum Eigenbedarf ein butterähnliches Fett. Heute werden Sheanuss-Produkte jedoch auch auf dem Weltmarkt als Kosmetikartikel stark nachgefragt. Diese Entwicklung wurde von der lokalen Bevölkerung erkannt. Vornehmlich Frauengruppen organisierten sich, die die Früchte in größerem Umfang als bisher sammeln, verarbeiten und vermarkten. Zwar entsprach die Qualität der Fette anfangs nicht den geforderten Ansprüchen der Kosmetikindustrie. Inzwischen gelang es aber, die Qualität der Rohbutter so zu verbessern, dass Aufkäufer internationaler Firmen aufmerksam wurden und sich über Langzeitverträge bestimmte Liefermengen sicherten.

Mit dieser Entwicklung sahen die Menschen in der Projektregion den Wald plötzlich mit anderen Augen. Mit den neuen Einkommensquellen stiegen das Ansehen und der Wert der Naturressource, mit der man fortan vorsichtiger umgeht und Wildfeuer zu vermeiden sucht. Zudem erhalten Frauen, die im ländlichen Afrika selten Zugang zu Einkommensquellen besitzen, die Möglichkeit, eigene Einkünfte zu erwirtschaften.

Das Projekt des Thünen-Instituts zeigt, dass Waldschutzmaßnahmen im Tropenwald erfolgreich sein können, wenn die lokale Bevölkerung eingebunden und unterstützt wird. Das Konzept in Ghana wurde mit Unterstützung des Zentrums für Internationale Migration und Entwicklung (CIM), der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Stiftung Walderhaltung in Afrika umgesetzt. (red)