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Bei den seltenen Erden, die für Hightech- Geräte benötigt werden, dominiert China das weltweite Aufkommen. Ein Exportregime Chinas ist nicht rechtens, urteilte die Welthandelsorganisation WTO kürzlich.

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Wien - Eine ähnlich proaktive Politik, wie sie derzeit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel für die industrielle Rohstoffsicherung ihres Landes betreibt, wünscht sich die österreichische Industriellenvereinigung. "Unsere Politiker sollten nicht nur zur Großen Mauer fahren, sondern auch Kupferminen besuchen", sagte Peter Untersperger, Generaldirektor der Lenzing AG bei Präsentation der Initiative "Rohstoffsicherheit" der Industriellenvereinigung (IV).

Bekanntlich hat die deutsche Kanzlerin bei ihrer Reise nach Kasachstan mit dem autoritären Regime einen politisch umstrittenen Rohstoffsicherungspakt abgeschlossen. Dieser soll künftig die Abhängigkeit der deutschen Industrie von chinesischen Rohstoffen, vor allem seltenen Erden, verringern.

Auch Österreich müsse bei der Nachschub-Absicherung von Rohstoffen für die Industrie (im Wesentlichen Metalle und Industrieminerale) aktiver werden, so Peter Koren, Vize-Generalsekretär der IV. Dazu müsse ein ganzer Maßnahmenmix in Angriff genommen werden, der allerdings nicht nur bei rohstoffreichen Ländern wie Kasachstan oder der Mongolei ansetzt. Auch in der EU gebe es viel zu tun. Die Industrie fordert, dass Genehmigungsverfahren für den Abbau von Rohstoffen sowohl auf europäischer als auch nationaler Ebene vereinfacht und behördliche Genehmigungsverfahren harmonisiert werden. Das Aufsuchen und die Exploration von Lagerstätten gehörten als Forschungsausgabe steuerlich begünstigt. Außerdem wird in dem IV-Papier zur Rohstoffsicherheit eine MÖSt-Befreiung für im Bergbau eingesetzte Treibstoffe gefordert - "analog zur Begünstigung von Agrardiesel". Allerdings steht diese Steuerbegünstigung für Bauern anlässlich des Sparbudgets auf dem Prüfstand.

Eigenversorgung stärken

Die Überlegungen der Industriellen werden dabei stark von der Rolle Chinas beeinflusst, das bekannterweise zur Werkbank der Welt aufgestiegen ist und rund um den Globus Rohstoffe aufkauft. So werden beispielsweise mittlerweile 50 Prozent der globalen Eisenerzproduktion im Reich der Mitte benötigt. Angesichts dieser aggressiven Rohstoffaufkäufe Chinas spricht Untersperger gar von einer Art "Rohstoff-Krieg".

Zunehmend wichtig wird, dass bestehende Bergbau-Kapazitäten in Europa ausgebaut werden und die Konzerne ihre Rohstoffeigenversorgung erhöhen, erklärte RHI-Vorstand Manfred Hödl. Der Feuerfest-Konzern hat deswegen zwei neue Rohstoffquellen für Magnesia in Europa zugekauft; die RHI-Werke in China würden bei den lokalen Zuteilungen nicht benachteiligt.

Auch Recycling und Ressourceneffizienz werden wegen gestiegener Nachfrage und einer möglichen Verknappung wichtiger. Hans Roth, Aufsichtsratsvorsitzender von Saubermacher, plädiert dafür, die stoffliche Verwertung auszubauen - dazu bedürfe es aber viel Forschung.

Insbesondere bei den Abfällen aus Industrie und Gewerbe, die in großen Mengen anfallen, sei simple Verbrennung viel zu schade, erläuterte er - auch wenn dies in einer Anlage geschehe, die Fernwärme in die Haushalte bringe. "Verbrennen ist immer ein Verlust von Rohstoffen." (ruz, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 10.2.2012)