Im Herzen der südlichen Milchstraße, im Sternbild Carina, befindet sich in einer Entfernung von etwa 7.500 Lichtjahren die äußerst aktive Sternenfabrik des Carinanebels. Diese ausgedehnte Wolke aus leuchtendem Gas und Staub ist von der Erde aus gesehen eine der nächstgelegenen Geburtsstätten massereicher Sterne. Die Europäische Südsternwarte hat nun das bislang detailreichste Infrarotbild der Sternkinderstube vorgestellt. Das mit dem Very Large Telescope (VLT) in der Atacamawüste im Norden Chiles aufgenommene Bild zeigt vor dem spektakulären Hintergrund einer himmlischen Landschaft aus Gas, Staub und jungen Sterne zahlreiche nie gesehene Einzelheiten.

Foto: ESO/T. Preibisch

Im Carinanebel (hier der selbe Ausschnitt wie zuvor im sichtbaren Licht) finden sich einige der hellsten und massereichsten Sterne unserer Galaxis. Einer von ihnen ist Eta Carinae, ein mysteriöser, hoch instabiler Stern. In den 1840er Jahren war er mehrere Jahre lang der zweithellste Stern am gesamten Himmel. In naher Zukunft - astronomisch gesehen - dürfte er sein Leben in einer Supernovaexplosion beenden. Der Carinanebel selbst ist für die Astronomen ein hervorragendes Fallbeispiel, um die Geburt von Sternen und die Anfangsphasen ihres Lebens zu untersuchen.

Foto: ESO/T. Preibisch

Der Carinanebel bietet zwar schon im sichtbaren Licht einen spektakulären Anblick, aber viele seiner Geheimnisse bleiben in diesem Wellenlängenbereich hinter dichten Staubwolken verborgen. Um den Schleier zu lüften hat sich ein Team europäischer Astronomen, angeführt von Thomas Preibisch von der Universitätssternwarte München, die Leistungsfähigkeit des Very Large Telescope der ESO und der Infrarotkamera HAWK-I zu Nutze gemacht. Hier und auf den folgenden zwei Seiten einige Detailausschnitte.

Foto: ESO/T. Preibisch

Das neue Bild entstand durch die Kombination mehrerer Hundert Einzelaufnahmen. Das Ergebnis ist das detaillierteste Infrarotmosaik des Nebels, das es je gab, und mit Sicherheit eines der spektakulärsten Aufnahmen, die je mit dem VLT erstellt wurden. Es zeigt nicht nur die hellen, massereichen Sterne, sondern auch hunderttausende schwächere Sterne, die zuvor unsichtbar geblieben waren. Die Aufnahme geht sogar tief genug, um auch junge Braune Zwerge nachweisen zu können, die zu wenig Masse haben, um jemals zu einem richtigen Stern zu werden.

Foto: ESO/T. Preibisch

Der eindrucksvolle Stern Eta Carinae selbst befindet sich in der linken unteren Bildecke (auf der Gesamtdarstellung am Anfang). Er ist von Gaswolken umgeben, die von seiner starken Ultraviolettstrahlung zum Leuchten angeregt werden. Über das gesamte Bild verteilt sind zahlreiche kompakte Ansammlungen dunklen Materials zu sehen, die auch im Nahinfraroten undurchsichtig bleiben. In diesen Staubkokons entstehen gerade jetzt neue Sterne.

Foto: ESO/T. Preibisch

Während der letzten paar Millionen Jahre sind in dieser Himmelsregion unzählige neue Sterne entstanden, sowohl einzeln als auch in Haufen. Der helle Sternhaufen nahe der Bildmitte trägt die Bezeichnung Trumpler 14. Bereits im sichtbaren Licht ist er gut zu erkennen; im Infrarotlicht werden noch viele weitere Sterne sichtbar. In der linken Bildhälfte erkennt man außerdem eine kleine Ansammlung gelblich erscheinender Sterne. Diese Sterngruppe hat man in den neuen VLT-Daten erstmalig ausmachen können; im sichtbaren Licht sind die Sterne nicht beobachtbar. Sie sind damit ein hervorragendes Beispiel für all die vielen neuen Objekte, die dieses eindrucksvolle Panorama des Carinanebels erstmalig enthüllen konnte. Diese Aufnahme zeigt den Carinanebel in seiner Gesamtheit und stammt aus der Digitized Sky Survey 2 (DSS2). Das weiße Rechteck markiert den Ausschnitt, der auf dem ersten Bild zu sehen ist. (red)

Foto: ESO/Digitized Sky Survey 2. Acknowledgment: Davide De Martin

Das Video zeigt eine Zoom-Fahrt von der Milchstraße bis zum Ausschnitt aus dem Carinanebel. (Quelle: ESO/YouTube)


Abstract
Astronomy & Astrophysics: Deep wide-field near-infrared survey of the Carina Nebula