Europaweit wurden mittlerweile mehr als 500 Kältetote gezählt. In den isolierten Dörfern von Serbien, Kroatien, Bosnien, Mazedonien und Montenegro waren immer noch mehr als 70.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. In der bosnischen Stadt Mostar waren rund 15.000 Haushalte am dritten Tag in Folge ohne Strom. 

In Serbien wurden wegen der extremen Kälte Stromrationierungen eingeführt. Betroffen sind große Unternehmen, die keine strategische Bedeutung haben. Damit wollen die Behörden verhindern, dass die Versorgung überhaupt zusammenbricht. Die Gasvorräte reichen noch für 20 Tage. In Novi Sad in der Vojvodina und in Negotin an der Grenze zu Rumänien wurden am Donnerstag in der Früh minus 27 Grad registriert, die bisher tiefsten Temperaturen in diesem Winter.

Wegen der ungewöhnlich hohen Zahl von Knochenbrüchen war in der kroatischen Stadt Split der Gipsvorrat für zwei Jahren binnen fünf Tagen aufgebraucht. Bürgermeister Zeljko Kerum machte die hohe Mehrwertsteuer für die vielen Unfälle verantwortlich: Sie habe die Preise für Winterstiefel in solche Höhen getrieben, dass die Leute sie sich nicht mehr leisten könnten.

Fährbetrieb eingestellt

In Bulgarien, wo es seit Tagen Verkehrsbehinderungen auf Straße, Schiene und auf der Donau gibt, wurde in Vidin der Fährbetrieb nach Rumänien eingestellt. Die Donaustadt war mit 28,6 Grad unter null am Donnerstag der kälteste Ort des Landes. Dutzende Kleinstädte und Dörfer in Bulgarien mussten ohne Strom auskommen - vielerorts waren die Leitungen beschädigt. Wegen stürmischer Winde wurde der Schwarzmeerhafen Varna geschlossen. An den Schulen gab es landesweit Kälteferien.

Die ohnehin erheblich beeinträchtigte Donauschifffahrt wurde in Serbien auf der gesamten Flusslänge gestoppt. Serbiens Innenminister Ivica Dacic konnte der Kälte jedoch auch Positives abgewinnen. Wegen ihr sei die Zahl der Verbrechen im Land deutlich zurückgegangen, sagte er der Nachrichtenagentur Tanjug. Die Zahl der Straftaten sei um 40 Prozent gesunken, in den vergangenen Tagen sei nicht ein einziger Autodiebstahl registriert worden.

Eisstürme vorausgesagt

Italien bereitete sich am Donnerstag auf eine weitere Kältewelle vor. Bereits für den Abend sagten die Meteorologen Eisstürme im Norden des Landes voraus. In Rom dürfte spätestens am Samstag Neuschnee fallen. Viele Einwohner reagierten mit Hamsterkäufen, das Rathaus ließ 4.000 Schneeschaufeln verteilen.

Selbst Nordafrika wird von der Kältewelle zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Allein in Algerien starben binnen einer Woche 44 Menschen bei Unfällen oder weil sie mit behelfsmäßigen Methoden zu Hause für Wärme sorgen wollten und erstickten. (APA)