Auch das Holz aus pannonischen Wäldern ging im vergangenen Jahr auf preisliche Himmelfahrt.

Foto: Christian Fischer

Eisenstadt - Im vergangenen Sommer kam der Kärntner Bioenergie-Versorger SWH in ziemliche Turbulenzen, in Niederösterreich rutschten Biomasse-Kraftwerke in die Zahlungsunfähigkeit, und Ende Jänner meldete sich auch die Bioenergie Burgenland - drittgrößter leitungsgebundener Energieanbieter des Landes - beim Konkursrichter. Womit sich allmählich schon die Frage stellt, ob die holzbasierte Energieerzeugung nicht ein Holzweg ist.

Rudolf Simandl, Direktor des 49-Prozent-Eigners Begas, sieht die Bioenergie in einem ökonomischen Dilemma, aus dem ein betriebswirtschaftlich agierender Betreiber nicht herauskommt. "Die Rohstoffpreise steigen, im vergangenen Jahr um 40 Prozent." Auf der anderen Seite gebe es keine flexible Preisgestaltung, die Einspeisetarife seien fix. Bei einem Kostenmix von 60 Prozent Rohstoffanteil sei klar, was passiert.

Durchforstungsgesetz

Reinhard Koch, der Mastermind hinter dem "Modell Güssing" und Mitbegründer der Bioenergie Burgenland, bestätigt das Dilemma. Tatsächlich gebe es auf dem Markt eine Holzknappheit, aber anders als dargestellt liege das nicht daran, dass zu wenig davon im Wald stünde. "Gerade aus den Kleinwäldern kommt zu wenig heraus, da bräuchte es ein neues Durchforstungsgesetz."

Der Waldverband, der Forstverband der Kleinbesitzer, ist zu einem Viertel an der Bioenergie beteiligt (ein weiteres Viertel gehört Esterházy) und war im Vorjahr sogar in der Situation, mehr fürs Holz zu zahlen, als er vom Abnehmer Bioenergie bekam, an den er durch langfristige und preisstabile Lieferverträge gebunden war. Nachvollziehbar, dass er da wenigstens Cash sehen wollte. Auch das ein Insolvenzbeschleuniger.

Politik im Spiel

Die Schere von flexiblen Einkaufs- und fixen Verkaufspreisen bringe die Politik ins Spiel. Koch: "Entweder sie macht beim Rohstoff oder bei den Preisen was." Wobei Reinhard Koch auch aus diesem Grund sein Güssing vom Holzweg längst abgebracht hat. "Es geht um den Rohstoffmix. Energieholz, das ist ja an sich nichts Hochwertiges, das sind Reststoffe."

Güssing ist deshalb gerade dabei, einen "kommunalen Rohstoffverband" ins Laufen zu bringen, der die Anlagen der allmählich wachsenden Ökoenergieregion Güssing versorgen soll. Flussufer müssen ja regelmäßig durchforstet werden, "bisher wurde das gehäckselt und als Dünger verwendet". In Zukunft soll das dort gewonnene Holz in die Holzvergasung kommen. Das nämlich, die Gasgewinnung, sei in Wahrheit die Zukunft. "Bloßes Verbrennen ist das Ineffizienteste." Gas kann aber nicht nur thermisch aus Holz gewonnen werden, sondern klarerweise auch biologisch aus Silage, wozu etwa auch der sowieso nötige Grasschnitt an den Straßen- und Wegrändern zählt.

Daseinsvorsorge

Bei all den technischen Notwendigkeiten ökoenergetischer Verfahren beharrt Reinhard Koch seit eh und je darauf, dass es ihm - und damit Güssing - um eine politische Neuordnung geht. "Wir müssen die Energie als vierte Säule der kommunalen Daseinsvorsorge etablieren." So wie Wasser, Abwasser und Müll könne auch die Energie - oder jedenfalls ein sehr erklecklicher Teil davon - auf kommunale Beine gestellt werden. Koch erinnert daran, dass das sogenannte Wirtschaftswunder nach dem Krieg sich nicht allein der Industrie verdankte, sondern auch den massiven Investitionen in die Infrastruktur, zum Beispiel die flächendeckende Kanalisierung des Landes.

Ob klassische Biomasse - holzbeheizte Dampfturbinen und Fernwärme - dazu beitragen kann, wird sich weisen. Auffällig freilich deren Besitzverhältnisse. Holzlieferanten als Eigentümer - in Kärnten waren die Bundesforste Miteigentümer - sehen die Rohstoff-Preisentwicklung ja mit zwei Augen: einem weinenden und einem sehr lachenden. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2012)