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Noch kein Auslaufmodell: Gletscher (hier der Gornergletscher mit dem Matterhorn) verlieren global weniger Masse als gedacht.

Foto: APA/EPA/Olivier Maire

London/Wien - Auf den Landmassen der Erde gibt es insgesamt 160.000 Gletscher, Eisschilder und Eiskappen. Bilder vom Rückgang der Gletschermassen zählen zu den eindrucksvollsten Veranschaulichungen des Klimawandels. Allein: Bei weniger als 120 Gletschern, also nicht einmal einem Promille, wird die jährliche Massebalance genau registriert, und bei bloß 37 der vermessenen Eismassen gehen diese Aufzeichnungen weiter als 30 Jahre zurück.

Aus diesem Grund nimmt es nicht Wunder, dass die bisherigen Analysen zur globalen Landeisschmelze an Land eher vorläufig ausfielen. Und ebenfalls nur sehr grob konnte bisher geschätzt werden, wie groß der Beitrag dieser abgeschmolzenen Gletschermassen zur Erhöhung des Meeresspiegels war.

Wie aber lassen sich die Eismassen und ihre Veränderungen überhaupt global messen? Ein Team von Klima- und Gletscherforschern um Thomas Jacob und John Wahr von der Universität von Colorado in Boulder (US-Staat Colorado) hat dazu eine neue Methode entwickelt: Es wertete Aufnahmen der Grace-Satelliten-Mission aus, die monatliche globale Schwerefeldmessungen vornimmt. Damit konnten die Forscher auch Rückschlüsse auf Massevariationen der Gletscher anstellen.

Die Wissenschafter konzentrierten sich zunächst auf große Gletscher und Eiskappen mit einer Fläche von mehr als 100 Quadratkilometern. Zu den untersuchten Regionen gehörten etwa die Gletscher in den Hochgebirgen wie den Alpen oder dem Kaukasus, das patagonische Inlandeis oder die kanadischen Eiskappen.

Dabei zeigte sich durchaus Überraschendes: Laut der im Fachblatt Nature (online) veröffentlichten Studie verloren die Gletscher und Eiskappen zwischen 2003 und 2010 deutlich weniger Masse als bisher angenommen. Vor allem in den Hochgebirgen Asiens sei der Masseverlust deutlich geringer als in früheren Studien errechnet.

Aus der verflüssigten Eismasse errechnete das Forscherteam auch den Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels: Der betrug ganze 1,5 Millimeter pro Jahr. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. Februar 2012)