Wien - An einem neuen Ansatz zur Erzeugung von Wasserstoff arbeiten Forscher der Technischen Universität (TU) Wien. Die Wissenschafter wollen den vor allem bei der Produktion von Treibstoffen in Erdölraffinerien benötigten Stoff zukünftig aus Holz herstellen. Das neue Verfahren, das sich noch in der Vorstudien-Phase befindet, könnte dabei helfen, die Energiebilanz von Raffinerieprodukten zu verbessern, heißt es in einer Aussendung der TU.

Umwandlung von Biomasse in Gase

Für die Herstellung von Wasserstoff werden momentan fossile Rohstoffe, also Rohbenzin oder Erdgas, eingesetzt. Die Verwendung von Wasserstoff sei daher noch keine nachhaltige Technologie. Der aktuell vielversprechendste alternative Ansatz, den die Forscher vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der TU verfolgen, scheint die Umwandlung von Biomasse in Gase zu sein.

"Dieses brennbare Gas kann man in einzelnen Aufbereitungsschritten in Wasserstoff überführen", so TU-Forscher Stefan Müller im Gespräch. Dabei setzen die Wissenschafter eine von ihnen für das Biomassekraftwerk Güssing im Südburgenland entwickelte Technologie ein: Um das Gas zu erzeugen, wird das Holz aufgeheizt. "So wie Eis bei null Grad schmilzt, schmilzt auch der Holzpartikel bei etwa 850 Grad", erklärte Müller.

Wenn bei dem Vorgang wenig Sauerstoff anwesend ist, verbrennt das Hackgut nicht, sondern wird gasförmig. Die dabei entstehenden Gaskomponenten enthalten einen "signifikanten Anteil" an Wasserstoff. "Wenn man die einzelnen Komponenten dann behandelt und reinigt, kann man hochreinen Wasserstoff gewinnen", so der Wissenschafter.

Ein "Blick in die Zukunft"

Das Projekt befindet sich momentan allerdings noch in der Phase der Vorstudie. Die Forscher simulieren die Vorgänge mit Hilfe von Computerprogrammen. Die Daten, mit denen die Software gefüttert wird, beruhen aber auf Werten realer Anlagen. Es handle sich um einen "Blick in die Zukunft, basierend auf den Erfahrungen die man schon gemacht hat". Für das von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und dem Klima- und Energiefonds finanzierte Projekt kooperiert die TU Wien mit Partnern aus der Wirtschaft.

Der nächste Schritt für die Wissenschafter wird der Bau einer Demonstrationsanlage sein, davor seien aber noch einige experimentelle Untersuchungen notwendig. In weiterer Folge könnte man Überlegungen dazu anstellen, wie das Verfahren in die industrielle Produktion von Raffinerien integriert werden kann. Neben der Reduktion von CO2-Emissionen sei ein weiterer Vorteil, dass in den Wasserstoffproduktionsanlagen regional verfügbare Rohstoffe genutzt werden können. (APA)