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Österreich-Vertriebsgeschäftsführer Andreas Kozik, der Sohn des Gründers der insolventen deutschen Drogeriekette Schlecker, Lars Schlecker, COO Thorsten Rusch und Helmut Kampenhuber, Prokurist Österreich: Am Mittwoch trat man an, um alle Sorgen zu zerstreuen.

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Karg, wenig schmuck, etwas versteckt im Keller eines Wiener Hotels, das war am Mittwoch der Rahmen für das Pressegespräch.

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Lars Schlecker: "Wer unsere Familie kennt, weiß, wir sind kämpferisch." Schlecker will sich nicht von den Auslandstöchtern trennen, um die notwendige Restrukturierung zu stemmen. "Im Ausland liegen die größten Wachstumschancen von Schlecker."

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Wien - "For you, vor Ort", daran soll sich in Österreich nichts Grundlegendes ändern. Unter riesigem Medienandrang hat das Österreich-Management gemeinsam mit Lars Schlecker, Sohn des deutschen Drogerieunternehmers Anton Schlecker, am Mittwoch nach langer Funkstille in Wien die Lage von Schlecker Österreich erklärt. Man sei ohne den Insolvenzverwalter nach Wien gereist, aus gutem Grund, wie mehrfach betont wurde. Die Österreich-Tochter sei "definitiv nicht vom deutschen Insolvenzverfahren betroffen", so Schlecker-Finanzchef Thorsten Rusch.

Hier galt es, viele Zweifel daran auszuräumen, dass Schlecker Österreich ein vergleichbares Schicksal wie Quelle Österreich und Don Gil ereilen könnte. Branchenkennern drängten sich dieser Tage nicht ohne Grund solche Vergleiche auf. Beide Unbernehmen galten in Österreich als profitabel. Beide wurden von ihren maroden Mutterfirmen aufgrund der engen finanziellen Verflechtung mit in den Konkurs gerissen. Davon wollte die Schlecker-Management-Riege am Mittwoch nichts wissen. Schlecker Österreich sei "sehr gut unterwegs", 2011 ein "eindeutig siebenstelliges positives Betriebsergebnis, auch operativ", erzielt worden. 2011 setzte die Drogeriekette hierzulande über 300 Millionen Euro um. 2012 werde eine "geringe Zahl im unteren zweistelligen Bereich" erwartet. Auch die Länder, die an Österreich hängen - das sind Luxemburg, Belgien, Polen und Italien -, erwirtschaften positive Beträge, so Rusch.

Bei der Tochter in der Kreide

Autark von der Mutter - aber auch überlebensfähig ohne Mutter? Dieser Frage begegnet Thorsten Rusch diplomatisch: Ohne deutsche Mutter - auf dieses Szenario lässt er sich gar nicht erst ein. Woher das Geld für Österreich kommen soll? "Die komplette Liquidität kommt aus Österreich", betont Rusch. Was die hohen Forderungen von knapp über 100 Millionen Euro (in etwa so hoch wie das gesamte Eigenkapital) an die deutsche Mutter betrifft, sei man felsenfest davon überzeugt, dass auch Deutschland sanierungsfähig sei. Die Tochter sei derzeit Gläubiger und diese Summe bis auf Weiteres "eingefroren".

Nahezu 20 Prozent der Lieferanten sind Schlecker Österreich abgesprungen, bei den verbliebenen Lieferanten seien die Lieferbedingungen aber unverändert geblieben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten unmittelbar nach Anmeldung der Insolvenz der Mutter am 23. Jänner sei die Österreich-Tochter jetzt in der Lage, den Regelbetrieb wieder hochzufahren.

Warum Österreich funktioniert

Warum funktioniert in Österreich, was in Deutschland nicht funktioniert? Diese Frage beantwortet Lars Schlecker kurz und bündig: "Weil man hier früher mit der Restrukturierung angefangen hat." Diese soll auch heuer zielstrebig fortgesetzt werden. Rund 20.000 bis 30.000 Euro kostet der Umbau einer Filiale, führt Österreich-Manager Helmut Kampenhuber aus. Eine niedrige zweistellige Zahl der insgesamt 930 Filialen in Österreich wird der weiteren Restrukturierung zum Opfer fallen, unter dem Motto "Schneiden und wachsen", wie Lars Schlecker ergänzt. Die Mitarbeiterzahl soll am Ende des Umbaus mit 2.955 in etwa gleich bleiben.

Und auch bei der vielfach in der Kritik stehenden Unternehmenskultur soll in Hinkunft alles besser werden - so es diesbezüglich überhaupt noch Potenzial gibt. Die Frage "Wollen Sie netter werden" kommentiert der künftige Schlecker-Chef so: Offene Kommunikation, neue Führungsgrundsätze, vorbildliche Tarifverträge - es habe sich schon viel geändert. Die familiäre Gefühlswelt beschreibt Lars Schlecker mit Zuversicht: "Wer unsere Familie kennt, weiß, wir sind kämpferisch. Wir geben alles. Wir sind topmotiviert." Wenn alles positiv verlaufe, würden er und Schwester Maike das Ruder noch in diesem Sommer übernehmen.

Die privaten Vermögensverhältnisse der Familie beschreibt der Schlecker-Sohn so: Unternehmensgründer Anton Schlecker habe in Summe dreistellige Millionenbeträge in die Drogeriekette investiert, um die Verluste aufzufangen. "Meine Schwester und ich haben auch einen Großteil unseres Vermögens ins Unternehmen gesteckt. Wäre noch ein signifikantes Vermögen vorhanden, dann säßen wir nicht hier. Aber wir wollen nicht jammern, wir kommen zurecht." In Deutschland wird jetzt händeringend nach einem Mitgesellschafter gesucht, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. (derStandard.at, 8.2.2011)