Heidrun Holzfeind: Videostill aus "Colonnade Park" (2011)

Foto: Bawag / Holzfeind

Wien - Einblicke ins Private liefert die österreichische Künstlerin Heidrun Holzfeind in der BAWAG Contemporary in Wien. Die erste große Einzelausstellung der gebürtigen Lienzerin versammelt vier Werkgruppen, die sich mit Architektur und deren sozialen Implikationen auseinandersetzen. Im Zentrum der Schau "Strictly Private", die  bis 1. April zu sehen ist, steht dabei die Wiederentdeckung des Architekten Ernst Schwadron, dem sie mit einer "Neuformulierung des Dokumentarischen" begegnet, wie Kuratorin Christine Kintisch bei der Presseführung vor der Eröffnung am Mittwochabend erklärte.

Mit Schwadron (1896-1979) wird auch die Geschichte des Hauses am Franz-Josefs-Kai selbst thematisiert, befand sich doch der Schauraum der Keramikfirma seines Vaters in den Räumlichkeiten der heutigen BAWAG Contemporary. Der Wiener Architekt musste 1938 nach New York emigrieren, wo auch Holzfeind die vergangenen 15 Jahre verbracht hat. In detektivischer Arbeit hat sie sich auf die Spuren Schwadrons begeben, u.a. eine nie publizierte Fotoreportage des "Life"-Magazins entdeckt sowie Interviews mit Bobby Lach, der Nichte des Architekten, geführt. Gesprächsausschnitte, eine Dia-Installation sowie Fotos vermitteln nun einen Eindruck vom Leben und Werk Schwadrons.

Ordnung im Chaos vermittelt die Serie "Friday Market" (2008), zehn Bilder eines Wochenmarkts auf einem stillgelegten Eisenbahngelände in Kairo: Zerstörte Gebäude und scheinbar willkürlich angeordnete Stände werden von der teils klaren Strukturierung der Waren konterkariert. Wieder den Menschen in den Mittelpunkt rückt Holzfeinds Auseinandersetzung mit "Colonnade Park" (2011), einem modernistischen Wohngebäude Mies van der Rohes in Newark. Die Künstlerin führte Interviews mit den Bewohnern, zusätzlich sind Fotos des Gebäudes zu sehen, die von eigentümlichen Schlieren durchzogen sind. Ein Zufall, wie Holzfeind erklärte: "Wahrscheinlich ist der Film nass geworden. Ich habe das erst nach dem Entwickeln bemerkt."

Während hier der "Mikrokosmos der Stadt" in einen Wohnkomplex transferiert wird, bilden "CU" (2006) und "Mexico 68" (2007) die sozialkritische Komponente der Ausstellung. Zwei Jahre lang beschäftigte sich Holzfeind mit der Ciudad Universitaria in Mexiko City, präsentiert deren Architektur in oft unkonventionellen Einstellungen und thematisiert erneut mit Interviews die Studentenrevolte im Jahr 1968. 26 Archivfotos der Aufstände, die blutig niedergeschlagen wurden, ergänzen diese Werkgruppe, die sich wie der Rest einerseits spröde präsentiert, andererseits bei näherer Beschäftigung den Blick hinter die offensichtliche Fassade leitet.

Am 22. Februar und 28. März stehen begleitende Konzerte am Programm. (APA)