Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Regierungschefs für Parteifreunde in Europa Wahlkampfauftritte hinlegen. Das war in der Hochblüte des "dritten Weges" der Sozialdemokraten Blair, Schröder & Co gang und gäbe. Die Art aber, wie Angela Merkel sich für Noch-nicht-Kandidat Nicolas Sarkozy ins Zeug legt, ist ohne Beispiel: zu Mittag deutsch-französischer Ministerrat in Paris, später ein ideologisches Partner-Fernsehinterview zur besten Sendezeit.

So platt hat noch kein deutscher Bundeskanzler für einen französischen Präsidenten je Stimmung gemacht. Der TV-Auftritt stand hart an der Kante zur Schmiere, etwa als Merkel sagte, die "persönliche Zuneigung" sei ihr und Sarko "nicht in die Wiege gelegt", jetzt aber passe es total.

Ein Affront ist, dass sie als Kanzlerin nicht bereit ist, den Gegenkandidaten (den Sozialisten François Hollande) in Berlin auch nur kurz zu empfangen, wie das immer üblich war. Fast ungustiös war aber, wie die beiden die Griechenlandkrise für konservative Slogans aktuell instrumentalisierten.

Die Parteifreunde Merkel und der ihr zu Füßen liegende Sarkozy (der in Umfragen weit zurückliegt) müssen wohl Panik haben, wenn sie zu solchen Mitteln greifen. Die Kanzlerin fürchtet, dass es mit ihrem Spardiktat für Europa vorbei ist, sollte ab Mai in Paris Hollande regieren. Die Sache hat aber auch eine interessante neue Seite: Europäische Politik ist definitiv Innenpolitik geworden, und umgekehrt - nun auch auf höchster machtpolitischer Ebene. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.2.2012)