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Andy Schleck, Erbe von Contadors Toursieg 2010, kurbelt passender Weise gerade bei der Mallorca-Tour. Auf dem Protest-Transparent heißt es: "Wir sind besser, nicht die größeren Betrüger."

Foto: Reuters

Lausanne/Madrid - Die Dopingsperre gegen Alberto Contador hat die Sportnation Spanien in Aufruhr versetzt. Als "skandalös und unglaublich" kommentiert etwa die Sporttageszeitung Marca die Bestrafung Contadors. Der Internationale Sportgerichtshof Cas habe sein Unrechtsbewusstsein verloren. Ähnlich äußerten sich nicht nur ehemalige Radstars wie Miguel Indurain oder Carlos Sastre, sondern auch Sportlerkollegen wie Tennisstar Rafael Nadal. "Die Contador-Nachricht ist unglaublich", twitterte der 25-Jährige. "Es gibt keinen endgültigen Beweis, und sie geben ihm die Höchststrafe. Das ist zum Heulen. Nur Mut, Champion! Du hast meine Unterstützung!"

Der Unmut gegen die (rückwirkende) zweijährige Sperre und die Aberkennung der Siege bei der Tour de France 2010 und dem Giro d'Italia 2011 richtet sich vor allem gegen die Urteilsbegründung des Cas. Dieser hat nicht exakt begründet, wie die Substanz Clenbuterol, auf die Contador positiv getestet wurde, in seinen Körper kam. Aus den Indizien leitete der Cas aber eine klare "Dopingabsicht" ab.

"Dieses Urteil lässt uns wie ein Land dastehen, in dem Doping toleriert wird", schrieb AS. Nicht zu Unrecht, wie der deutsche Doping-Experte Werner Franke meint. "Spanien ist bekannt dafür, eigene sportliche Erfolge abzuschotten. In Spanien wird gerne vertuscht." Gerade im Fall Contador wurden Schwächen im Anti-Doping-Kampf sichtbar, als der nationale Radsportverband RFEC seine Nummer eins im Jänner 2011 für ein Jahr sperrte, die Entscheidung wenig später aber zurücknahm - auch, nachdem sich Regierungschef Jose Luis Zapatero einmischte.

"Es ist bedauerlich, dass es in der ersten Instanz eine Einflussnahme gab", sagte John Fahey. Der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada verteidigte am Dienstag in Lausanne zudem die lange Dauer des Dopingverfahrens. "Es war ein komplexer Fall mit 4000 Seiten Dokumentation." Wada-Generaldirektor David Howman kündigte bei der Gelegenheit eine Verfeinerung der Tests auf das Wachstumshormon HGH an. Der Nachweis soll mehrere Wochen nach der Einnahme möglich sein, bisher waren es nur bis zu drei Tage. "Das wird dem Anti-Doping-Kampf ein neues Fenster öffnen."

Online-Update

Contador will seine Karriere nach Ablauf der Sperre am 6 August fortsetzen. "Ich werde zu 100 Prozent weitermachen", betonte er am Dienstag bei einer Pressekonferenz in seinem Heimatort Pinto. Contador sprach von einer "Ungerechtigkeit" und beteuerte erneut, er habe nicht bewusst manipuliert.

"Ich bin tief enttäuscht. Seit eineinhalb Jahren fühle ich mich so, das wünsche ich niemanden", sagte Contador im Hotel "Las Artes" südlich von Madrid: "Das ist ein richtiges Leiden für meine Familie und besonders für meine Frau. All das geht gegen meine Werte, die ich von Kind an gelernt habe", sagte Contador, der sich "von den Franzosen verfolgt" fühlt. Er erklärte erneut, das Mittel Clenbuterol unwissentlich über ein verunreinigtes Steak zu sich genommen zu haben.

"Ich habe alles gemacht, um meine Unschuld zu beweisen", sagte Contador und schloss weitere rechtliche Schritte nicht aus: "Meine Anwälte arbeiten in alle Richtungen. Ob wir vor ein ordentliches Gericht gehen, müssen sie entscheiden. Ich will aber bis zum letztmöglichen Schritt kämpfen."

Unterstützung erhält Contador von Saxo-Bank-Teamchef Bjarne Riis, der zu "100 Prozent" hinter seinem Schützling steht. "Wir hoffen, dass man noch eine Lösung findet. Wir müssen das Urteil respektieren. Aber Alberto hat unsere volle Unterstützung, bis alles geklärt ist", sagte der Däne. Auch zahlreiche Sponsoren würden weiter zu dem Spanier halten.  (krud, sid - DER STANDARD, Printausgabe 8.2. 2012)