2012 ist ein Jubiläumsjahr für das Iiasa: Das Internationale Institut für angewandte Systemanalyse, das im Schloss Laxenburg etwa 15 Kilometer südlich von Wien untergebracht ist, wurde 1972 eröffnet. In der Zwischenzeit hat sich das Institut mit dem komplizierten Namen weltweit einen exzellenten Ruf erarbeitet, der nicht so ganz mit der (Un-)Bekanntheit in Österreich korrespondiert.

Die erste Initiative zur Gründung des Instituts ist noch einmal fünf Jahre älter: Die beiden damals verfeindeten Supermächte USA und UdSSR suchten 1967 zumindest auf wissenschaftlicher Ebene Verständigung - und einen neutralen Ort, wo Forscher aus West und Ost zusammenarbeiten konnten.

Zunächst waren zwölf Nationen am Iiasa beteiligt, die beiden Supermächte dominierten freilich die Agenda und die Zusammensetzung des Instituts. Nach 1989 und dem Zerfall des Kommunismus kam es zu einer inhaltlichen Neuausrichtung. Statt Ost-West-Kooperation lautet das Selbstverständnis nunmehr, Lösungen für globale soziale und ökologische Probleme vorzuschlagen.

Derzeit sind rund 370 Personen aus 49 Ländern am Iiasa beschäftigt, davon sind 200 Wissenschafter, die an Fragestellungen in Zusammenhang mit dem globalen Klimawechsel, Erfordernissen und Folgen der weltweit knapper werdenden Energieressourcen und Auswirkungen der Umweltverschmutzung forschen. Es gibt aber auch zahlreiche Projekte über wirtschaftlich relevante Probleme sowie über die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen demografischer Veränderungen.

Geforscht wird anwendungsorientiert, interdisziplinär und vielfach auf mathematischer Grundlage - deshalb auch der etwas sperrige Begriff "Systemanalyse" im Namen des Instituts.

18 Länder, 16 Millionen Euro

Heute hat das Iiasa 18 Mitgliedsstaaten. 2007 kamen Indien, Südkorea und Pakistan als neue Länder dazu, im Vorjahr Malaysia und Brasilien. Diese Länder bestreiten einen Teil des Iiasa-Budgets, das 2011 rund 16 Millionen Euro betrug. Der andere Teil stammt aus eingeworbenen Projektmitteln, die von internationalen Einrichtungen wie der Uno oder der Weltbank kommen. In den vergangenen drei Jahren, als das Iiasa vom US-Politologen Detlof von Winterfeldt geleitet wurde, gab es sogar Budgetüberschüsse.

Dieses Geld möchte der neue Direktor Pavel Kabat vor allem dafür nützen, junge Forscher dauerhafter zu fördern. Schon jetzt gibt es Sommerkurse für 55 Dissertanten aus aller Welt. Kabat möchte künftig vor allem Postdoktoranden nach Laxenburg holen, die dann rund drei Jahre lang an Projekten arbeiten sollen. Kabat möchte außerdem das Budget für die exzellenten Gastforscher aus aller Welt aufstocken, die ein bis drei Monate am Institut forschen und dabei auch die Nachwuchsforscher unterstützen.

Dem kompetitiven Klima entspricht auch, dass es am Iiasa auch für langjährige Mitarbeiter keine fixen Anstellungen gibt: Verträge werden immer nur von einem Jahr auf das nächste nach Maßgabe der Leistungen verlängert. Dieser Wettbewerb schlägt sich auch in den zahlreichen Publikationen von Iiiasa-Forschern in führenden Wissenschaftsjournalen wie Nature, Science und Nature Climate Change nieder. Allein 2011 gab es in diesen drei Magazinen sechs Aufsätze, die in Laxenburg geschrieben wurden. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 08.02.2012)