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Die Kalorienmenge stiegt in Österreich zwischen 1961 und 2007 von 3.200 auf etwa 3.800 Kilokalorien.

Foto: APA/Gero Breloer

Wien/Lausanne - Die EU mag an manchem "schuld" sein, dieser Verdacht aber ist besonders "schwerwiegend": Sie könnte durch ein umfassenderes Nahrungsangebot dick machen und den Fettbauch anschwellen lassen.

Ein schweizerisch-portugiesisches Wissenschafterteam hat die Trends im Nahrungsangebot in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich zwischen 1961 und 2007 verglichen. Das Ergebnis: Während die Kalorienaufnahme in der Schweiz in etwa gleich blieb, stieg sie in den EU-Ländern an - in Österreich offenbar besonders stark.

Ernährungsbedingte Erkrankungen nehmen zu

"Ernährungsbedingte Erkrankungen nehmen weltweit zu. In einer systematischen Analyse in 199 Staaten zeigte sich ein durchschnittlicher Anstieg des Body-Mass-Index (BMI) um 0,4 bis 0,5 pro Dekade", schreiben die portugiesische Ernährungsspezialistin Filipa Guerra vom Institut für Sozialmedizin in Lissabon sowie die Co-Autoren um Pedro Marques-Vidal vom Institut für Sozialmedizin Lausanne in ihrer jetzt im European Journal of Clinical Nutrition erschienenen wissenschaftlichen Arbeit.

Die Experten untersuchten die Ernährungstrends in der Schweiz von 1961 bis 2007 und stellten sie den Daten von Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich gegenüber. Dies erfolgte indirekt in Form einer Analyse das Nahrungsangebotes sowie international, indem man die Produktion und den Import von Nahrungsmitteln summiert, davon Export, Futtermittel für Tiere und Lagerungsverluste abrechnet und durch die Zahl der Einwohner und 365 Tage dividiert.

Aus der Kalkulation ergibt sich der Kalorienwert, der pro Person täglich für die Ernährung zur Verfügung steht. Man rechnet aber, dass die tatsächlich aufgenommene Kalorienmenge 60 bis 70 Prozent des errechneten Wertes des Nahrungsangebotes ausmacht. Für das Erkennen von Trends und für Vergleiche eigne sich diese Berechnung gut, wissen die Experten.

"Mediterrane Diät" im Rückzug

Die Gesamtkalorienmenge pro Person und Tag reduzierte sich in der Schweiz zwischen 1961 und 2007 um 1,58 Kilokalorien. In Österreich stieg sie dagegen um 14,81, in Frankreich um 9,72, in Deutschland um 11,80 und in Italien um 11,99 Kilokalorien pro Person und Tag.

In der Fettbilanz kam die Schweiz nur auf plus 0,27 Kilokalorien pro Tag und Person, in Österreich waren es plus 1,22, in Frankreich plus 1,39, in Deutschland plus 0,64 und in Italien plus 1,71 Kilokalorien. Das könnte bedeuten, dass auf dem Apennin die als gesund gepriesene "mediterrane Diät" im Rückzug befindlich ist.

Bei den Kohlenhydraten gab es in der Schweiz, in Frankreich und in Italien ein Minus um je 1,07 in der Schweiz und Frankreich beziehungsweise um 1,46 Kilokalorien pro Tag und Person in Italien, in Österreich und Deutschland ein Plus von 0,42 beziehungsweise 1,13 Kilokalorien.

Anstieg der Kalorienmenge in Österreich

Österreich schneidet mit einem eklatanten Anstieg der täglich für die Ernährung zur Verfügung stehenden Kalorienmenge jedenfalls schlecht ab: Sie stieg von rund 3.200 Kilokalorien auf etwa 3.800 in dem Beobachtungszeitraum.

In der Schweiz sank sie von exakt 3.545 auf 3.465 Kilokalorien, in Deutschland kletterte sie von etwa 2.900 auf rund 3.200, in Frankreich von zirka 3.200 auf 3.500 und in Italien von etwa 3.000 auf 3.600 Kilokalorien. (APA)