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Mohammed Nasheed tritt als Präsident der Malediven zurück.

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Soldaten (l.) gegen Polizisten.

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Muhammad Waheed Hassan, der neue Präsident.

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Unruhen im Urlauberparadies Malediven: Nach wochenlangen Protesten, die in der der Besetzung des Staatsfernsehsenders durch meuternde Polizisten gipfelten, ist Präsident Mohammed Nasheed zurückgetreten. Er sagte am Dienstag in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung des Archipels im Indischen Ozean, es sei "in der derzeitigen Situation besser, dass ich zurücktrete". Die Armee, die treu zu dem 2008 ins Amt gewählten ehemaligen Menschenrechtsaktivisten steht, löste Proteste im Zentrum der Hauptstadt Male mit Tränengas auf.

Die aufständischen Polizeibeamten strahlten nach Angaben der BBC Propaganda des früheren Präsidenten Maumoon Abdul Gayoom aus, der den islamischen Inselstaat 30 Jahre lang mit harter Hand regierte. Mehrere Journalisten sollen als Geiseln gehalten worden sein. "Vergangene Nacht hat sich die Polizei geweigert, die Demonstration aufzulösen, das war der Katalysator für die Ereignisse heute", sagte ein Sprecher der Partei Gayooms, die der Darstellung des Präsidentenlagers widerspricht, es habe sich um einen Putsch gehandelt.

Neuer Präsident vereidigt

Die Spannungen waren im Jänner eskaliert, als die Armee einen langjährigen Strafrichter verhaftete, der der Opposition nahestand. Seit dem Wahlsieg Nasheeds ist die politische Situation auf den Malediven verfahren, im Parlament dominieren Parteien, die sich als Gegner des Präsidenten betrachten. Islamisten werfen ihm zudem eine "unislamische" Politik vor. Der zurückgetretene Präsident übergab die Macht an Vizepräsident Muhammad Waheed Hassan, einen früheren UNICEF-Mitarbeiter und Absolventen der US-Eliteuniversität Stanford.

Die Opposition verlangte unterdessen die Festnahme von Nasheed, dem sie Korruption und Machtmissbrauch vorwirft. Der zurückgetretene Staatschef habe wiederholt gegen die Verfassung verstoßen, erklärte Hassan Saeed, Chef der "Dhivehi Quamee Party".

Waheed soll das Amt des Präsidenten bis zum regulären Ende von Nasheeds Mandat im November 2013 ausüben, meldete das Staatsfernsehen.

200 Österreicher auf den Inseln

Das österreichische Außenministerium hält die Lage auch in der Hauptstadt Male für sicher, Touristen, die dort unterwegs sind, werden aber zu erhöhter Vorsicht aufgerufen. Menschenansammlungen seien zu meiden. Die Inseln, wo sich die meisten Urlauberressorts befinden, seien von den aktuellen Unruhen nicht betroffen. Laut Österreichischem Reisebüroverband dürften sich derzeit rund 200 über Reiseveranstalter gebuchte österreichische Gäste auf den Malediven befinden. Die Demonstrationen hätten sich auf die Hauptstadtinsel Male beschränkt. Die benachbarte Flughafeninsel sowie die Inseln mit den Urlaubs-Resorts seien nicht betroffen. Das deutsche Auswärtige Amt rät seit Dienstag Urlaubern vom Besuch von Male ab.

Die Malediven liegen westlich des indischen Subkontinents im Indischen Ozean und bestehen aus 1.200 Inseln, wovon 200 besiedelt sind. Haupteinnahmequelle ist der Tourismus. Seit 1965 sind sie unabhängig, vorher standen sie unter niederländischer und britischer Hoheit. Der nun zurückgetretene Präsident Nasheed war unter seinem Vorgänger Gayoom inhaftiert, seit langem warnt er vor den Gefahren des Klimawandels, der sein Land früher als andere betreffen werde. (red/APA)