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Wettlauf gegen die Zeit: Die Jugend von heute soll von den Schulden von morgen befreit werden.

Foto: Reuters/ Robert Zolles

Wien - Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) spricht in einer Pressekonferenz am Montag von "brennenden Wadln": Sie sieht die Regierungsparteien auf den letzten Metern des Verhandlungsmarathons zum Sparpaket. Während ÖVP und SPÖ Landeshauptleute und Vertreter von Senioren und Beamten anhören, hat derStandard.at die Junge Wirtschaft, die Österreichische Gewerkschaftsjugend und die Junge Industrie nach ihrer Meinung zum Sparpaket gefragt.

Junge Wirtschaft: Pensionsantritt "radikal erhöhen"

"Uns ist wichtig, dass es tatsächlich ein Sparpaket wird", sagt Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft (JW). "Es sollen also keine neuen Steuern eingeführt werden". In den Bereichen Gesundheit und Verwaltung sei "viel zu holen", da  hier  Doppelgleisigkeiten dominieren würden. Vor allem bei den Pensionen sieht Roth großes Potential zur Einsparung. Die Lebensarbeitszeit müsse endlich der gestiegenen Lebenserwartung angepasst werden. "Hier muss massiv und radikal angepasst werden", fordert der Jungunternehmer der Jugendorganisation der Wirtschaftskammer.

Angst, dass eine radikale Erhöhung des Pensionsantrittsalters auf Kosten der Jugendbeschäftigung gehen würde, zeigt der 37-Jährige nicht. "Wir haben in Österreich mehr oder weniger Vollbeschäftigung", die vorhandene Arbeitslosigkeit sei sehr gering. Zudem könne man junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht mit Routiniers vergleichen und auch nicht ersetzen. Roth rechnet auch mit Einsparungen bei Pensionen und Verwaltung. Ein "echtes Durchkämmen der Verwaltung" erwarte er aber nicht. "Da wird eher nach dem Rasenmäherprinzip gearbeitet werden und dort gespart werden, wo es am Einfachsten ist." Langfristig gesehen schade dies aber am meisten. Angst vor Einsparungen in der Jugendpolitik? "Ich fürchte, dass auch bei der Jugend gespart werden wird. Ich hoffe jedoch, nicht zu stark".

ÖGJ: Erfahren nichts vom Sparpaket

Der Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), Jürgen Michlmayr, sieht großes Potential in Erbschafts- und Vermögenssteuern: "Wer vermögend ist, soll auch zur Kasse gebeten werden."  Nichts hält der Junggewerkschafter hingegen vom "Aufhetzen der Jungen gegen die Alten". Beim Thema Pensionen müsse man sehr sensibel vorgehen - einen Generationenkonflikt zu schüren sei nicht zielführend.

Einen konkreten Vorschlag machte die ÖGJ vergangene Woche: Über die Abgabe von einem Prozent der gesamten Bruttolohnsumme von Unternehmen könnte eine Milliarde Euro für Lehrstellen- und Weiterbildungsförderungen gesammelt werden. Der Bund spare sich so die Ausbildung über das AMS und damit rund 150 Millionen Euro jährlich.
Ablehnend zeigt sich Michlmayr gegenüber der Wiedereinführung von Studiengebühren sowie Einsparungen im Familien- und Jugendbereich. "Momentan ist das größte Problem, dass wir noch nichts vom Sparpaket wissen", sagt der ÖGJ-Vorsitzende. Sollte es aber zu unannehmbaren Einschnitten für die Gewerkschaftsjugend kommen, "scheuen wir uns auch nicht, Maßnahmen zu setzen".

"Höheres Pensionsantrittsalters nichts Asoziales"

"Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern bereits fünf nach 12", mahnt die Bundesvorsitzende der Jungen Industrie (JI) Therese Niss. Sie sieht einen dringenden Handlungsbedarf in Sachen Sparen. Man solle vor allem solche Maßnahmen ergreifen, die den Standort Österreich absichern und verbessern. "Es scheint mir aber, als wäre das noch nicht richtig verstanden worden", sagt die JI-Bundesvorsitzende. Vor allem im Bereich Pensionen müsse sich endlich etwas ändern. "Die Anhebung des Pensionsantrittsalters ist nichts Asoziales", so Niss.

"Unsere Lebenserwartung steigt täglich und gleichzeitig wird immer früher in Pension gegangen. Das passt nicht zusammen." Ginge es nach der Jungen Industrie, sollte auch bei den Sonderpensionen ordentlich entrümpelt werden. Im Bildungsbereich soll laut Niss auch endlich "klug investiert werden". Die aufgeblähten Mechanismen des Schulsystems müssten beseitigt werden. Dafür sollen die Förderungen ausgebaut werden. Optimismus hinsichtlich des Sparpakets? "Wenn ich ehrlich bin nicht. Dazu gibt es zu viele Reformverweigerer. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt." (sab/wik, derStandard.at, 6.2.2012)