Mineralische Recycling-Baustoffe liegen als Granulate vor, die vor allem für Tragschichten, Schüttungen und als Zuschlagstoffe für andere Materialien verwendet werden.

Foto: Baustoff Recycling Verband

Ökologisch bauen und renovieren ist mittlerweile für viele Private ein Thema. Wenn man sich Gedanken zu Nachhaltigkeit und Umwelt macht, kommt einem auch unweigerlich die Frage nach recycelten Materialien in den Sinn. Kurz im Internet gegoogelt, wird man jedoch nicht sofort fündig - zumindest gelangt man nicht an die Informationen, die einen als Privatperson ansprechen. Denn da ist die Rede von Straßenbau, Hochbaurestmassen und bestimmten bauphysikalischen Stoffeigenschaften. Sich als Laie auf diese meist fachspezifischen Webseiten zu begeben, kann eher ernüchternd als aufschlussreich sein. Doch welche Baumaterialien lassen sich nun recyceln, und sind diese Materialien dann auch immer ökologisch sinnvoll?

Nicht in jedem Bereich des Bauens oder Renovierens kann man auf recycelte Materialien zurückgreifen. "Wenn wir von Recyclingbaustoffen sprechen, meinen wir mineralische Stoffe, also Ziegel, Asphalt oder Beton", erklärt Martin Car vom Österreichischen Baustoff Recycling Verband. "Wir verstehen darunter also zum Beispiel nicht irgendwelche Kunststoffe, die in das Material eines Rohrs oder Fensters beigemengt werden."

Parkplatz, Kanal und Untergrundverbesserung

Aus abgebrochenen, wiederverwerteten Ziegeln werden aber in den wenigsten Fällen wieder Ziegel hergestellt. Die mineralischen Recyclingbaustoffe liegen als unterschiedliche Granulate vor, die vor allem für Tragschichten, Schüttungen und als Zuschlagstoffe für andere Materialien verwendet werden können. Recycelte Ziegel etwa werden auch gerne als Splitt in der Produktion von Fertigteilwänden beigemengt.

Im privaten Bereich sind die Granulate überall da einsetzbar, wo man am eigenen Grundstück Grabungsarbeiten macht oder Tragschichten baut: "Typische Anwendungsgebiete wären, wenn man eine Zufahrtsstraße oder einen Parkplatz baut, einen Kanal verlegt, eine Fernheizleitung bekommt oder eine Untergrundverbesserung für das Haus plant", so Car weiter. Primär werden Recyclingbaustoffe allerdings im großvolumigen Wohnbau eingesetzt.

Lebenszyklus beachten

Wenn man wirklich ökologisch bauen möchte, kommt man nicht drum herum, den gesamten Lebenszyklus eines jeden Baustoffs zu betrachten, ganz egal, ob es sich um Primär- oder Sekundärstoffe handelt. Denn nur weil ein Material recycelt wurde, muss das nicht heißen, dass es in der Ökologiebilanz besser abschneidet.

"Recyclingbaustoffe haben eine gute Voraussetzung dafür, in der gesamtökologischen Betrachtung eine echte Alternative zu konventionellen Baustoffen zu sein", sagt Christian Pladerer von der Abteilung Ressourcenmanagement am Österreichischen Ökologie Institut. Es müssen allerdings zwei Rahmenbedingungen erfüllt werden: Erstens dürfe der Recyclingprozess die Gutschriften der Recyklate nicht wieder aufheben. Zweitens müssen auch bei Recyclingbaustoffen sämtliche Qualitätsanforderungen eingehalten werden.

Energieaufwändige Erzeugung und Entsorgung

Schwierig sieht es dabei zum Beispiel bei Glaswolle aus, die meist aus einem großen Prozentsatz an Altglas hergestellt wird. Auf den ersten Blick mag das aus ökologischer Sicht interessant klingen. Doch kann diese Tatsache die energieaufwändige Erzeugung und Entsorgung von Mineralwolle wettmachen?

"Aus Altglas werden ökologisch sinnvoll neue Glasverpackungen produziert. Daher ist es fragwürdig, für Altglas neue Verwertungswege zu suchen", meint Pladerer. "Auch hier sollte man deshalb eine gesamtökologische Betrachtung der Baustoffe vornehmen. Wenn die Produktion und Entsorgung zu höheren negativen Umweltauswirkungen führen als die Einsparungen durch die Recyklate, dann sind die Recyclingbaustoffe in diesem Fall abzulehnen."

Ökologische Stoffe dort, wo es möglich ist

Doch ab und zu lässt sich auch der Einsatz von fraglichen Materialien nicht vermeiden, sagt Alexandra Bauer von der Wiener Umweltberatung: "Der Vorteil von Mineral- oder insbesondere Steinwolle ist, dass man sie in Bereichen einsetzen kann, wo zum Beispiel ein spezieller Brandschutz gefordert ist." Rund um einen Kamin etwa darf man kein brennbares Dämmmaterial wie Zellulose oder Stroh verwenden. "Darum würde ich überall dort, wo es möglich ist, Baumaterialien aus erneuerbaren Rohstoffen verwenden, und dort, wo es die Behörde vorschreibt oder es aus anderen Gründen nicht möglich ist, Materialien verwenden, die die Eignung dafür haben", so Bauer.

Eindeutiger Informationsmangel

Außer den in großem Rahmen recycelten mineralischen Baustoffen, die vorwiegend zu Granulaten verarbeitet werden, sieht es im Bereich ökologischer Sekundärstoffe fürs Hausbauen und Renovieren im privaten Sektor recht mager aus. Auf Informationen über mögliche Materialien stößt man bei der Recherche im Internet kaum. Und auch bei Experten herrscht hier eher Ratlosigkeit. "Hier besteht ein eindeutiger Informationsmangel", sagt Pladerer und verweist auf einen Recycling-Mauerziegel, der aus 70 Prozent wiederverwertetem Ziegelsplitt besteht.

Immer wieder werden in diesem Zusammenhang auch Dämmstoffe aus Zellulose, also Altpapier, oder Stroh genannt. Viel länger wird die Liste aber nicht.

Material zweckentfremden

Wenn man bei einer Renovierung recycelte Materialien verwenden möchte, ist daher Kreativität und Hingabe gefragt. "Man kann zum Beispiel Baumaterialien, die schon im Objekt im Einsatz sind, abtragen und wiederverwenden, zum Beispiel, wenn es sich um einen schönen alten Holzboden handelt", präzisiert Bauer. "Oder man nutzt das Material zweckentfremdet an einer anderen Stelle."

Auch Ziegelsteine, die früher oft am Dachboden verwendet wurden, kann man beispielsweise abtragen und wieder verwenden. "Das kostet natürlich Geld, weil das sorgsame Abtragen auch viel Zeit kostet. Man kann es aber auch selbst machen - aus Liebhaberei."

Gut beraten lassen

Interessant sind und bleiben in diesem Zusammenhang Stoffe, die zwar nicht recycelt werden, jedoch aus nachhaltiger Sicht ökologisch vertretbar oder empfehlenswert sind, da sie aus nachwachsenden Ressourcen gewonnen werden. Da man auch diese Stoffe kaum im Baumarkt finden wird, ist es empfehlenswert, sich vor der Sanierung oder dem Bauvorhaben ausreichend zu informieren - und firmenunabhängig beraten zu lassen.

"Wenn ich mich ohne Vorwissen gleich an einen Baumeister wende, wird er mir am ehesten das anbieten, was er am besten kann und wo er den meisten Gewinn rausholen kann. Wenn er zum Beispiel Fassaden immer nur mit EPS-Platten dämmt, weil er sonst nichts anderes kennt, dann wird er mir wohl diese empfehlen", gibt Bauer zu bedenken.

Ökologische Alternativen

Wenn man sich vorab gut beraten lässt, kann man auch für viele triviale Dinge im Hausbau oder der Renovierung ökologische Alternativen finden. Statt den gängigen (nicht tragenden) Gipskartonwänden mit Metallständerkonstruktion, die normalerweise mit Mineralwolle gedämmt werden, könnte man etwa eine Holzständerwand mit Lehmplatten verkleiden und die Zwischenräume mit Schafwolle füllen.

"Oder man baut eine Vollholz- oder eine Kreuzlagenholz-Trennwand", schlägt Bauer vor. "Auch bei Außenwänden im Neubau kann man auf eine Holzständerkonstruktion umsteigen. Als Innendämmung könnte man Schafwolle oder Zellulose verwenden, und außen ist man dann immer noch flexibel, da kann man sich für eine Holzfassade oder eine normale Putzfassade entscheiden. Das wäre zum Beispiel eine ökologische Alternative zum Ziegelmauerwerk oder zum Beton."

Sortenreinheit wichtig

Auf dem umgekehrten Weg, also dem Abbruch eines Gebäudes, kann man ebenfalls umweltbewusst handeln und den Recycling-Gedanken wieder aufleben lassen. Bei einer Badezimmerrenovierung sei es zwar nicht sinnvoll, sich an eine Baustoff-Recyclingfirma zu wenden, da es kaum Betriebe gebe, die Mengen in der Größe eines Kofferraum-Inhalts annehmen. "Bei einem Abbruch oder Teilabbruch eines Hauses zahlt es sich aber auf jeden Fall aus", sagt Car.

Nicht nur ökologisch gedacht, sondern auch finanziell betrachtet ist diese Variante laut dem Experten günstiger als die Deponie. "Die Voraussetzung dabei ist aber immer, dass das Abbruch-Material sortenrein und sauber angeliefert wird. Denn wenn es mit Teerpappe verunreinigt ist oder zusätzlich Holz dabei ist, ist die Wiederverwertung nicht möglich." (Jasmin Al-Kattib, derStandard.at, 5.2.2012)