Wien - Die Wohnbaufirma WEB will 23 Jahre nach Auffliegen eines der größten Bauskandale der Republik wieder Wohnungen bauen, berichten die "Oberösterreichischen Nachrichten". Die WEB ging im Oktober 1989 in Konkurs, nachdem ein millionenschwerer Anlagebetrug aufgedeckt worden war. In drei Strafprozessen wurden zahlreiche Haftstrafen ausgesprochen.

Die Salzburger Immobiliengruppe rund um die Firmen WEB, Bautreuhand und Immag hinterließ 25.000 betrogene Anleger und 145 Millionen Euro Schaden. Auch die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft WEB ging wegen ihrer Haftungen gegenüber den anderen Unternehmen im Oktober 1989 pleite.

Ende des Vorjahres wurde das Insolvenzverfahren mit einer 36-prozentigen Quote für rund 2.000 Gläubiger beendet. Nun soll die Firma nach einer richtungsweisenden Hauptversammlung wieder operativ tätig werden - unter dem Namen ÖWB Gemeinnützige Wohnungs AG.

ÖSW und Erste stockten auf

Laut Zeitung kam es zu Änderungen bei den Aktionären: Salzburger Sparkasse und der Raiffeisenverband Salzburg hätten ihre jeweils rund 12 Prozent abgegeben, aufgestockt hätten das Österreichische Siedlungswerk (ÖSW, 54,91 Prozent), die Erste Bank (25,09 Prozent)
und der Verein zur Förderung des Sozialen Wohnbaus (7,55 Prozent). Neu im Aktionärskreis ist die Salzburger Bausparerheim Siedlungsgemeinschaft mit 12,45 Prozent.

Zum Aufsichtsratsvorsitzenden sei ÖSW-Vorstand Wolfgang Wahlmüller gewählt worden, zu seinem Wohnbau-Vereins-Obmann Leo Raffelsberger, heißt es in dem Bericht. Weitere Mitglieder seien ÖSW-Co-Vorstand Michael Pech, Astrid Kratschmann von der Erste Bank, der Salzburger
Rechtsanwalt Michael Wonisch und der Wiener ÖVP-Landtagsabgeordnete und Bauernbunddirektor Norbert Walter. Favoriten für die beiden Vorstandsposten seien die Chefs von Salzburg Wohnbau, Christian Struber und Roland Wernik, die schon in den vergangenen Jahren für das ÖSW, das auch an der Salzburger Wohnbau beteiligt ist, die insolvente WEB betreut.

"Vergangenheit aufarbeiten"

"Operativ tätig werden kann die ÖWB frühestens im zweiten Halbjahr 2012", sagt Struber laut der Zeitung. Bis dahin müsse geklärt werden, wie viele Mitarbeiter und wie viel Kapital die neue Gesellschaft brauche und in welchem Bundesland sie tätig werde. Und es müsse die Vergangenheit aufgearbeitet werden.

Ein Beispiel für die Vergangenheitsbewältigung: Das WEB-Insolvenzverfahren habe laut Masseverwalter Peter Zumtobel vor allem deshalb so lange gedauert, weil die Verwertung der Liegenschaften schwierig gewesen sei; einige Parkplätze und Heizhäuser gehörten immer noch der WEB. 100 WEB-Gläubigern konnte ihr Geld in Höhe von insgesamt 70.000 Euro nicht überwiesen werden, weil sie verstorben oder unauffindbar sind. (red/APA)