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Elizabeth II und Philip eröffnen die Sitzungsperiode des Parlaments im House of Lords. 14 Mal wurde das Unterhaus in ihrer Amtszeit neu gewählt.

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Rechts: Die Queen nach der offiziellen Krönungszeremonie am 2. Juni 1953.

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In den Ruhestand zu gehen kommt für die disziplinierte 85-Jährige nicht infrage.

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Eigentlich mag sie nicht feiern an diesem Tag, dem Todestag des Vaters. Wie es Tradition ist, weilt Elizabeth Alexandra Mary auch diesen Februar auf ihrem Ferienschloss Sandringham in der Grafschaft Norfolk. Oft hat sie in der Stille und im Familienkreis ihres Vaters George VI. gedacht, der dort in der Nacht auf 6. Februar 1952 starb, mit gerade einmal 56 Jahren.

"The King is dead, long live the Queen!" Die harte Logik von 1952 gilt bis heute: Elizabeth II. mag reich sein, privilegiert, abgeschirmt von vielen Sorgen ihrer Citoyens. Gleichzeitig ist sie eine Gefangene ihrer Pflichten. Auch an diesem Tag, der ebenso ein Tag der Freude und Dankbarkeit ist: damals über die Thronfolge einer jungen Mutter, die an jenem Februartag 1952 auf einem kenianischen Baumhaus von der Umwälzung ihres Lebens erfuhr. Und der Dankbarkeit für 60 Jahre, in denen die heute 85-Jährige ihren Dienst verrichtet hat als Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland, als Chefin des Commonwealth und weltliches Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche. Dieses Jahr absolviert sie am Jahrestag ihrer Thronbesteigung ausnahmsweise zwei Termine in Norfolk.

Die Queen und ihr Mann Philip (90), schreibt BBC-Journalist Andrew Marr in The Diamond Queen, verstünden die Erbmonarchie als Anleitung zur Bescheidenheit: "Sie wissen genau, dass sie nichts zur Erlangung ihrer Position beigetragen haben. Das (...) macht sie auf merkwürdige Weise pflichtbewusst, beinahe demütig."

Zu Beginn der diamantenen Jubiläumsfeiern wirkt die Monarchie deutlich robuster als vor zehn Jahren. Die Heirat von Prinz William und Kate Middleton 2011 symbolisierte die Zukunft der Institution. Die diesjährigen Feiern dienen der Selbstvergewisserung einer von wirtschaftlichen Sorgen gebeutelten Nation.

Feierwochenende im Juni

Queen und Prinzgemahl werden im Königreich selbst ein umfassendes Besuchsprogramm absolvieren, beginnend im mittelenglischen Leicester. Thronfolger Charles sowie William und Kate werden diverse Mitgliedsstaaten des Commonwealth bereisen. Anfang Juni folgt ein verlängertes Festwochenende mit Pferderennen, Straßenfesten, Bootsfahrt auf der Themse, 2012 Freudenfeuern - von der Insel Tonga im Pazifik bis zur Londoner Mall -, ein Festkonzert, ein Gottesdienst und eine Kutschfahrt durch die Hauptstadt.

14 Mal wurde während Elizabeths Amtszeit das Unterhaus neu gewählt, zwölf Premierminister hat sie zum allwöchentlichen Gespräch empfangen. Die Diskussion über eine mögliche Abschaffung der Monarchie ist einem beinahe achselzuckenden Pragmatismus gewichen. Die Monarchin macht einfach immer weiter.

Als einer ihrer Lieblingsprediger vor Jahr und Tag seinen Ruhestand ankündigte, antwortete sie: "Sie können das. Ich kann das nicht." Die schlichten Worte beschreiben eine Selbstverständlichkeit für die Frau, in der das Trauma des Krisenjahres 1936 weiterlebt: Eine weitere Disziplinlosigkeit à la Edward VIII., der zugunsten seiner Geliebten Wallis Simpson auf den Thron verzichtete, kann und darf es nicht geben. Nicht umsonst spricht der Historiker Andrew Roberts von "Elizabeth, der Pflichtbewussten".

Dazu gehört auch das eiserne Schweigen den Medien gegenüber. Immerhin: In einem TV-Porträt hat die Jubilarin einmal Einblick in ihre Gedankenwelt gegeben. Da redete die Pferdeliebhaberin und Rennstallbesitzerin über sich selbst beinahe wie über eines ihrer Pferde: "Man kann viel erreichen, wenn man ordentlich geschult worden ist, und ich hoffe, ich bin ordentlich geschult."

Fragen nach dem wohlverdienten Ruhestand wimmeln die Sprecher Ihrer Majestät seit Jahren ab. Die Queen sei entschlossen, "ihre Amtszeit zu Ende zu führen", und wolle "mit Unterstützung ihrer Familie" auch mit 90 noch arbeiten. (Sebastian Borger aus London /DER STANDARD, Printausgabe, 4.2.2012)