Seit 2009 hatte Vienna International das Rainers im zehnten Bezirk unter Managementvertrag. Ende 2011 erfolgte die Kündigung.

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Schlagabtausch in der Wiener Hotellerie: Nach der angekündigten Klage um 180.000 Euro der Mazda-Rainer-Gruppe gegen die Vienna International schlägt diese zurück und will in Millionenhöhe kontern.

Wien – Selten, dass der Streit über geschäftliche Interna – noch dazu im eher verschwiegenen Hotel-Business – derart an die Öffentlichkeit kommt wie jetzt zwischen dem Hotelbetreiber Vienna International (VI) und der Hotelgruppe Rainer.

Im Hintergrund dürfte es auch um verletzte Eitelkeiten gehen: Der langjährige VI-Chef Rudolf Tucek verließ das Unternehmen im Vorjahr eher unfreiwillig, er ist mit der Familie um den Hoteleigentümer Rainer, Burkhard Ernst, befreundet. Tucek ließ am Freitag mitteilen, dass ihm die Vorwürfe nicht bekannt seien.

Wie berichtet, hat die Hotelgruppe Rainer die Managementverträge mit der VI für die beiden Hotels der Rainer-Gruppe, dem "Senator" in Wien-Hernals (drei Sterne) und dem "Rainers" (vier Sterne, im zehnten Bezirk in Wien) per Ende 2011 überraschend gekündigt. Burkhard Ernst wirft der VI vor, dass "Rechnungen, die von Reiseveranstaltern auf ein Konto der Rainer-Gruppe zu bezahlen gewesen wären, auf ein Konto der VI geleitet wurden. Wir wurden auf Kick-back-Zahlungen unserer Lieferanten an die VI aufmerksam." Eine Schadenersatzklage von 180.000 Euro wurde ankündigt.

Eine Recherche des Standard ergab: Lieferanten-Boni sind in der Hotelbranche nichts Außergewöhnliches. Unterschiedlich gehandhabt wird nur die Verrechnung: Entweder das Hotel bekommt den Nachlass direkt, oder die Boni werden von einer Hotelgruppe zentral kassiert.

Andreas Karsten, seit September 2011 VI-Chef, zeigt sich im Standard-Gespräch von der Strafanzeige "unbeeindruckt" und kündigt seinerseits an, die Hotelgruppe Rainer (gehört der Familie von Mazda Rainer) in Millionenhöhe auf Schadenersatz zu klagen. Der Grund: "Unberechtigte Kündigung der Managementverträge; die Hotel-Immobilienbesitzer hätten sich nicht an Vereinbarungen gehalten und mehrfachen Vertragsbruch begangen."

Die Rainer-Gruppe will zudem eine einstweilige Verfügung erwirken, weil die VI die E-Mail-Adressen der Hotels, über die die Korrespondenz via Internet lief, einzog. Karsten argumentiert, dass die VI die beiden E-Mail-Adressen geschützt hätte und Eigentümer derselben sei.

Der VI-Chef widerlegt auch die Behauptung von Ernst, die VI hätte – sinngemäß – der Rainer-Gruppe eine viel zu geringe Vergütung für die erhaltenen Lieferanten-Boni bezahlt. Karsten: "Die Bonifikationsabrechnung aus 2010/11 wurde weit vor der Kündigung ganz normal abgerechnet. Nach einem Gespräch und Beanstandung der Eigentümer wurden weitere Beträge den Hotels gutgeschrieben.

Hauptbetätigungsfeld der VI ist Osteuropa, aber auch im Disneyland in Paris werden zwei Hotels erfolgreich betrieben. In Wien hatte VI bisher nur die beiden Rainer-Hotels unter Vertrag. Haupteigentümer der VI sind die Privatstiftungen von Franz Jurkowitsch und Georg Folian. Beide Familien sind auch Haupteigentümer der börsennotierten Immobilienfirma Warimpex. Mazda Rainer wiederum ist nicht nur ein großes Autohaus in Österreich; die Familie Ernst zählt auch zu den bedeutendsten Immobilienbesitzern und Hoteleigentümern. Tucek wiederum war viele Jahre Verkehrsbürochef, ehe er zur VI wechselte. Trotz seines unfreiwilligen Ausscheidens blieb er mit einem geringen Prozentsatz an VI beteiligt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.2.2012)