Bild nicht mehr verfügbar.

Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy bildeten sich vor den Informationsschaltern lange Schlangen. Viele Passagiere versuchten, ihre Flüge umzubuchen, für viele kam die Pleite überraschend.

Foto: APA/EPA/Szilard Koszticsak

66 Jahre nach ihrer Gründung hat die ungarische Fluglinie Malev am Freitag den Betrieb eingestellt. Die wirtschaftliche Lage des staatlichen Unternehmens sei unhaltbar geworden, sagt die Geschäftsleitung.

***

Budapest/Wien - Wenige Tage nach Spanair stellte auch die ungarische Malev ihren Betrieb ein. Der Grund sind rund 200 Mio. Euro Schulden; Lieferanten haben nur noch gegen Vorauskasse geliefert. Nach zwei Startverboten von Malev-Maschinen entschied sich die Geschäftsführung den Betrieb einzustellen um Beschlagnahmen von Maschinen zu verhindern.

Nach Informationen des Internetportals "index" hätte Malev am Freitag eine Reiseticketversicherung um 30 Mio. Euro abschließen müssen, dafür aber nicht genug Geld gehabt. Die ungarische Regierung hatte bereits am Dienstag zwei Mrd. Forint (6,8 Mio. Euro) für die Entschädigung von Passagieren bereitgestellt.

Malev, die Wien nicht mehr anflog, ist mit 22 geleasten Maschinen, 2600 Mitarbeitern und drei Mio. Passagieren wesentlich kleiner als die AUA (elf Mio. Passagiere, 6000 Mitarbeiter). Seit Jahren fehlte der Airline ein nachvollziehbares Konzept, das Management wechselte häufig. Die Fluggesellschaft kämpfte seit Jahren mit Finanzierungsschwierigkeiten. 2010 war der Verlust 83,6 Mio. Euro. Im Jänner entschied die EU-Kommission, dass der ungarische Staat mehrere Millionen Euro zurückzahlen muss, die von 2007 bis 2010 zur Unterstützung aufgewendet wurden. Seither stellte die Regierung jegliche Hilfe an Malev ein. Mehre Privatisierungsversuche schlugen fehl.

Die Konkurrenz war schnell zur Hand den Ausfall zu nutzen: So wird die Lufthansa Frequenzen nach Budapest aufstocken, Air Berlin (demnächst wie Malev in der Oneworld-Allianz) wird ab Montag täglich nach Budapest fliegen. Malev stellte jährlich rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Budapester Flughafen. An dem Airport hält die deutsche Hochtief Anteile, will sich davon aber - wie von allen ihren Flughafenbeteiligungen - trennen. In Prag droht der CSA ein ähnliches Schicksal. Dort wird allerdings mit einer Fusion von CSA und Flughafen spekuliert.

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán will das Unternehmen noch nicht endgültig beerdigen. "Ein Neustart ist möglich, wenn wir uns einigen können", sagte er. Zu einer Volkswirtschaft des 21. Jahrhunderts gehöre eine gut funktionierende nationale Fluggesellschaft. (cr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.2.2012)