Strache stellte den Hergang der Ereignisse am Dienstag in der "ZiB2" anders dar als Parteigeneralsekretär Vilimsky am Donnerstag.

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Wien - Erst war es laut FPÖ anders gemeint, dann unter anderen Umständen gesagt, nun wird die Schilderung der Situation plötzlich bestätigt. DER STANDARD hatte berichtet, dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf dem WKR-Ball Attacken auf Burschenschafter-Buden mit den Novemberpogromen 1938 verglichen und die FPÖ und die Ballbesucher als "neue Juden" bezeichnet hat. Der FPÖ-Widerspruch variiert.

"Strache wurde am Ball vom fraglichen Journalisten angesprochen, der ihn um ein Autogramm bat, ohne sich als Medienvertreter kenntlich zu machen. Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein Gespräch, an dem auch ein älteres Ehepaar und der Geschäftsführer des Freiheitlichen Bildungsinstituts Klaus Nittmann plus Begleitung teilnahmen."

So stand es am Mittwoch in einer Presseaussendung von FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky über die Umstände, unter denen Parteichef Strache diese getroffen hat. Das entspricht bis auf Nittmanns Begleitung den Berichten des STANDARD.

Strache hatte am Dienstagabend in der "ZiB2" anderes behauptet: "Der STANDARD-Journalist hat offenbar ein Gespräch belauscht. Ein Privatgespräch, das ich mit dem Geschäftsführer Doktor Klaus Nittmann des Freiheitlichen Bildungsinstituts geführt habe."

Strache sagt, er habe sich darin mit einer von Jörg Haider 1993 gemachten Aussage über "neue Juden" beschäftigt. Dabei seien Verfassungsschutzbeamte zugegen gewesen, erklärten Strache in der "ZiB2" und Vilimsky am Donnerstag. Die Wiener Polizei hatte eine Begleitung Straches bereits am Mittwoch auf STANDARD-Nachfrage dementiert und blieb auch am Donnerstag dabei.

"Es kommt darauf an, wie man Begleitung definiert", sagte Vilimsky daraufhin zum ORF. Hatte er in der Aussendung noch geschrieben, die Beamten seien bei dem Gespräch "anwesend" gewesen, verbesserte er sich später darauf, sie seien "im Umfeld" gestanden.

Auf neuerliche Anfrage des STANDARD bekräftigte die Wiener Polizei am Donnerstag, dass es "ausdrücklich keine Begleitung von Strache" gegeben habe. Es seien drei Verfassungsschützer am Ball im Einsatz gewesen - keiner davon für Straches Begleitung.

"Gegen das Grundprinzip"

Die Polizei: Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) habe "ausschließlich den Auftrag gehabt, den ungefährdeten Zutritt Straches zum Veranstaltungsort zu gewährleisten sowie das ungefährdete Verlassen". Eine Begleitung würde "dem Grundprinzip des LVT, wonach einzelne Personen nicht zu begleiten sind, widersprechen".

Den Vergleich mit den Novemberpogromen hatte Strache in der "ZiB2" erneut strapaziert. Auf die Frage, wie das Wort "Reichskristallnacht" ins Gespräch gekommen sei, sprach er von einem "völlig anderen Zusammenhang": "Und zwar in jenem (...), dass diese totalitären Massenpsychosen, die damals passiert sind, auch dort von den Besuchern erlebt worden sind und man gesagt hat, jetzt kann man sich vorstellen, welches Leid die Menschen damals erleiden mussten."

Eine von Strache in der "ZiB2" in den Raum gestellte Klage gegen den STANDARD ist bisher ausgeblieben. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2012)