Brüssel - Die NATO drückt beim Aufbau ihrer "hochmodernen Eingreiftruppe" aufs Tempo. Die Verteidigungsminister der 19 Bündnisstaaten wollen bei ihrem Treffen an diesem Donnerstag in Brüssel das militärische Konzept bewilligen. Oberbefehlshaber James Jones strebt eine begrenzte erstmalige Einsatzbereitschaft schon für dieses Jahr an.

Kampftruppe mit 20.000 Soldaten

Nach den Planungen des US-Generals und höchsten NATO-Kommandeurs ist an eine Truppe von bis zu 20.000 Soldaten aus Land-, Luft- und Seestreitkräften gedacht. Sie soll auf dem neuesten Stand der Technik und in kürzester Zeit mobilisierbar sein. Noch steht nicht fest, mit welchen Mitteln und in welchem Umfang sich die einzelnen NATO-Länder daran beteiligen. Klar ist dagegen, dass die Bestandteile der "NATO Response Force" unter ihrer jeweiligen nationalen Hoheit bleiben, solange die Truppe nicht als Ganze vom NATO-Rat in einen gemeinsamen Einsatz geschickt wird.

Auch die laufenden Einsätze der NATO und die transatlantische Zusammenarbeit dürften bei dem Ministertreffen zur Sprache kommen. Bereits beim Treffen der Außenminister vor einer Woche in Madrid war deutlich geworden, dass die USA einer Übergabe des NATO-Kommandos über die internationale Friedenstruppe SFOR in Bosnien an die EU - wie von dieser gewünscht - zur Zeit ablehnend gegenüberstehen. Hieran dürfte sich bisher nichts geändert haben. An dem jetzt beginnenden Kongo-Einsatz mit maßgeblicher Beteiligung der EU ist die NATO nicht beteiligt, was zumindest einige der NATO-Länder nach Aussagen aus diplomatischen Kreisen irritiert hat.

Reduzierung der Hauptquartiere

Die Verteidigungsminister wollen auch die neue Kommandostruktur des Bündnisses unter Dach und Fach bringen. Sie beinhaltet unter anderem eine Reduzierung der Hauptquartiere von 25 auf 15 einschließlich des europäischen Oberkommandos SHAPE in Mons (Belgien). Hier gibt es derzeit jedoch dem Vernehmen nach noch Probleme mit Spanien und Griechenland, die sich in den neuen Strukturen nicht ausreichend berücksichtigt fühlen. Deutsche NATO-Hauptquartiere sollen nicht gestrichen werden.

Zur neuen Kommandostruktur gehört auch das künftige Oberkommando "Transformation" (ACT). Es soll zuständig sein für den gesamten Modernisierungs- und Umwandlungsprozess der NATO und damit auch für gemeinsame Ausbildung und die Streitkräfteplanung. Sitz dieses Oberkommandos mit US-Admiral Edmund P. Giambastiani an der Spitze wird Norfolk (US-Bundesstaat Virginia). (APA/dpa)