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Das 2004 vom Harvard-Studenten Mark Zuckerberg gegründete Facebook verfügt heute weltweit über 845 Millionen Nutzer.

Foto: AP/Paul Sakuma

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Grafik: APA

Es war keine Überraschung mehr, was Mark Zuckerberg am Mittwoch verkündete - und hat dennoch für Furore gesorgt: Das soziale Netzwerk Facebook geht an die Börse. Fünf Milliarden Dollar (3,8 Mrd. Euro) will der Konzern damit einnehmen, nach Analystenerwartungen dürfte er an der Börse mit bis zu 100 Mrd. Dollar bewertet werden. Die riesige Summe nährt bei einigen die Sorge vor einer neuen Internetblase. Doch für andere ist sie die Wette auf ein neues Internet - in dem "Freunde" und ihre Empfehlungen Dreh- und Angelpunkt für alles sind.

Manche Beobachter halten den immensen Wert, den Facebook mit dem Börsengang erreichen könnte, sogar für eine Untertreibung. Und doch wirkt es, als sei eine neue Dotcom-Blase am Entstehen. Die erste Blase dieser Art platzte kurz nach der Jahrtausendwende, hunderte Milliarden Euro wurden vernichtet - und die Wirtschaft geriet weltweit in eine Flaute.

Tatsächlich deuten viele der Milliardensummen, mit denen die Hightech-Industrie derzeit wieder jongliert, auf eine solche Blase hin. Erst im Dezember ging der Spieleanbieter Zynga an die Börse - und nahm damit rund eine Milliarde Euro ein. Er entwickelte unter anderem das bei Facebook höchst erfolgreiche Bauernhof-Spiel "Farmville".

Zuvor hatte der Internet-Gutscheindienst Groupon Aktien ausgegeben und 700 Millionen Dollar von Anlegern kassiert. Das Karriere-Netzwerk LinkedIn nahm bei seinem Börsengang einige Monate zuvor vergleichsweise wenig ein: 353 Millionen Dollar. Dafür sind seine Aktien mittlerweile um 60 Prozent im Wert gestiegen. Und auch bei Firmenübernahmen fließen derzeit Milliardenbeträge von einem Unternehmen zum nächsten.

Hoffen auf saftige Renditen

Bei Facebook waren Investoren bisher bereit, so gut wie jeden verlangten Preis zu zahlen. Immer wieder kauften sie kleine Teile des Unternehmens, und jedes Mal wurde der Gesamtwert des sozialen Netzwerks damit noch höher als zuvor eingeschätzt. Diese Investoren versprechen sich von einem Börsengang nun eine saftige Rendite. Auch der Softwareriese Microsoft kaufte sich bereits bei Facebook ein - der Konzern erwarb 2007 einen Anteil von 1,6 Prozent.

Damals hatte Facebook noch rund 50 Millionen Mitglieder - mittlerweile sind es rund 845 Millionen. Diese Marktmacht ist es, die zum Börsengang vermutlich für eine rege Nachfrage nach den Facebook-Aktien sorgen wird. Die Investoren setzen darauf, dass sich Facebook immer mehr zu einem Portal zum Internet entwickelt: Die Internetnutzer surfen dann bei Facebook los und gelangen von dort zu anderen Internetangeboten.

Die Internetnutzung beruht in der Facebook-Welt dann nicht mehr auf Suchmaschinen, die bisher unbekannte Internetseiten zutage fördern. Es sind die Internetfreunde, die mit dem blauen "Gefällt mir"-Knopf ihre Facebook-Kontakte mit einem steten Strom neuer Informationen und Links versorgen. Das funktioniert heute schon mit Internetmedien - viele Besucher landen über Facebook auf den Nachrichtenportalen. Künftig soll das auch mit Filmen, Musik und vielem mehr so funktionieren. Und in diesen Strom soll sich dann Werbung mischen - denn Facebook will natürlich auch Geld verdienen.

Scheitern könnte diese Vision noch an den Nutzern - denn diese müssen sich vor Facebook weitgehend ausziehen: Das Netzwerk sammelt alle erdenklichen Daten über seine Mitglieder. Die Datenschutz-Einstellungen sind grundsätzlich locker, und gerne ändert das Netzwerk sie auch wieder. Zwar ist Facebook deshalb regelmäßig in der Kritik von Datenschützern, doch bisher lassen die Nutzer das weitgehend mit sich machen. Ein Nutzerstreik deutet sich bisher noch nicht an. (APA)