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Mitt Romney verwies in Florida seine Gegner auf die Plätze.

Foto: Gerald Herbert/AP/dapd

Orlando - Das Establishment der Republikaner kann wieder ruhiger schlafen. Mitt Romney, den die Parteioberen für den aussichtsreichsten Herausforderer von Barack Obama halten, hat mit einem klaren Sieg bei den Vorwahlen in Florida am Dienstag (Ortszeit) die alte Hackordnung im Kampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur wiederhergestellt. Romneys Rivale Newt Gingrich, der für einen Moment die Oberhand zu gewinnen glaubte, steht nun eine Durststrecke bei den nächsten Vorwahlen im Februar bevor. Aufgeben will der Ex-Chef des Repräsentantenhaus aber noch lange nicht.

Romney erhielt nach Auszählung fast aller Stimmen in Florida 46 Prozent, Gingrich lediglich 32 Prozent. Vor gut einer Woche hatte Gingrich im Sunshine State in Umfragen noch vorne gelegen, beflügelt von seinem Sieg bei den Vorwahlen in South Carolina. Romney, der sich über Jahre eine mächtige Wahlkampfmaschine aufgebaut hat, schien plötzlich besiegbar - und schlug mit seiner ganzen finanziellen Feuerkraft zurück.

Wahlwerbung in Florida

Mehr als 15 Millionen Dollar (11,5 Millionen Euro) gaben der Multimillionär und seine Verbündeten für Wahlwerbung in Florida aus - viermal so viel wie das Gingrich-Lager. Viele der Spots rückten Gingrich in ein äußerst schlechtes Licht, stellten ihn wegen eines lukrativen Beratervertrages mit dem Immobilienfinanzierer Freddie Mac als Profiteur der Krise auf dem US-Häusermarkt dar und erinnerten an seinen Verstoß gegen Ethikrichtlinien des Kongresses Ende der 90er Jahre. Dabei rückten zeitgleich die Themen in den Hintergrund, bei denen Romney in Erklärungsnot geraten war, etwa sein niedriger Steuersatz.

Romney sprach vor jubelnden Anhängern am Wahlabend von einem „großartigen Sieg", seinem zweiten Vorwahl-Erfolg nach New Hampshire. Der Triumph in Florida ist für den Ex-Gouverneur von Massachusetts dabei viel wichtiger - weniger wegen der 50 Delegiertenstimmen, die er für den Nominierungsparteitag Ende August einstreicht, sondern wegen der Größe und Vielfältigkeit des Staates. Die 19 Millionen Einwohner sind ein ziemlich gutes Abbild der Gesamtbevölkerung der USA. "Wenn man Florida gewinnt, kann man das Weiße Haus gewinnen", sagt Politikprofessorin Susan MacManus von der University of South Florida.

Gingrich will überall antreten

Den Umkehrschluss, dass nur der Gewinner in Florida auch der Kandidat der Republikaner werden könne, will Gingrich nicht geltenlassen. Noch müssten 46 US-Staaten ihre Entscheidung treffen, sagte er bei seiner mäßig besuchten Wahlparty in Orlando. "Wir werden überall antreten und wir werden gewinnen." Dabei setzt der 68-jährige Polit-Veteran auf knallharte Polarisierung: Während er Romney als „Moderaten aus Massachusetts" schmäht, zeichnet Gingrich von sich selbst das Bild des ehrlichen und grundsoliden Konservativen.

In der Tat muss Romney erst noch unter Beweis stellen, dass er in den erzkonservativen Südstaaten die republikanischen Stammwähler mobilisieren kann. Politikprofessor Michael Traugott von der University of Michigan hält es aber dennoch für unwahrscheinlich, dass Gingrich noch einmal zurückkommt. Der Ex-Chef des Repräsentantenhauses habe sich mit seinem Verhalten in den vergangenen Tagen auf den Weg der „Selbstzerstörung" begeben. Mit markanten Vorschlägen wie einer dauerhaften US-Basis auf dem Mond habe er kurzfristig auf Stimmen geschielt, langfristig werde dies aber seiner Glaubwürdigkeit schaden.

Zeichen im Februar stehen für Romney

Dazu kommt, dass die Vorwahlen im Februar auf Romney zugeschnitten sind. Von den sieben Staaten, in denen abgestimmt wird, hat der Ex-Gouverneur fünf schon einmal bei seiner erfolglosen Bewerbung 2008 gewonnen. In Nevada dürften bereits am Samstag die dort stark vertretenen Mormonen ihren Glaubensbruder Romney zum Sieg tragen. Und auch im liberalen Maine kommt er deutlich besser an als Gingrich. Bei den meisten Vorwahlen werden die Delegierten aber proportional nach dem Ergebnis verteilt. Sollte Gingrich auch bei weiteren Niederlagen stur im Rennen bleiben, droht den Republikanern ein zäher Nominierungsprozess. (APA)