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Herman Nackaerts, Chefinspektor der IAEO, hat ein wichtiges Urteil zu treffen.

Foto: AP/Zak

Der zusehens eskalierende Streit über das iranische Atomprogramm hat Herman Nackaerts ins Rampenlicht befördert. Als Chefinspektor und Vizegeneraldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) und in Wien laufen bei ihm alle Informationen über das umstrittene Programm zusammen, die er und sein Team bewerten und in den vielbeachteten Iran-Berichten zusammenfassen. Sind Teherans Absichten friedlich oder baut das Regime, wie vom Westen vermutet, heimlich an einer Atombombe? - Nackaerts ist der Mann, der darauf eine Antwort geben muss.

Deshalb ist der Belgier als Leiter einer hochrangigen IAEO-Delegation am Sonntag zu einer dreitägigen Mission in den Iran gereist, wo er hofft, die vielen noch offenen Fragen klären zu können, besonders über die "militärische Dimension" des iranischen Nuklearprogramms. Diplomaten erhofften sich jedoch allenfalls begrenzten Erfolg und möglicherweise eine Grundlage für neue Gespräche mit der Führung in Teheran.

So wichtig seine Mission, so unauffällig seine Erscheinung: Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Olli Heinonen, der sich gerne zu Wort meldete und vom damaligen IAEO-Chef Mohamed ElBaradei auch ein weniger diplomatisches Vorgehen gegenüber Teheran forderte, ist Nackaerts keiner, der an die Öffentlichkeit drängt. Einen "erfahrenen, braven, ordentlichen Techniker", nennt ihn einer, der ihn kennt. Er sei genau, orientiere sich stets an den Fakten. Und: "So unpolitisch wie man nur sein kann".

Wohl auch deshalb waren sich die meisten IAEO-Staaten einig, Nackaerts im September 2010 als Nachfolger von Heinonen an die Spitze des Department of Safeguards zu berufen. Dort war er bereits bestens bekannt: Anfang 2006 begann er bereits für die Atombehörde zu arbeiten, als Direktor im Team seines Vorgängers.

Nackaerts gilt als ausgewiesener Atomexperte. An der Universitäts Leuven absolvierte er ein Ingenieurstudium der Elektrotechnik und Mechanik. Nach Jobs in der belgischen Chemie- und Nuklearindustrie wechselte er 1983 schließlich zur Europäischen Komission in die Euratom-Abteilung für nukleare Sicherheit, wo er verschiedene Leitungspositionen ausübte und bis 2006 blieb.

Anders als beim Duo Heinonen-ElBaradei ist über Konflikte mit dem jetzigen IAEO-Chef Yukiya Amano nichts bekannt. Für offene Streitereien, sagt einer, reichten die zurückhaltenden Persönlichkeiten der beiden Herren gar nicht aus. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2012)