Unlängst erst wieder: Eine Nachschau am Thalia Theater in Hamburg, was wohl aus Nicolas Stemanns Faust I und II wurde, den er für die Salzburger Festspiele inszeniert hatte. Er wurde gekürzt, leider. Aber nach wie vor großartig gespielt, Gott sei Dank.

Ganz nebenbei aber waren die beiden Fäuste eine ideale Gelegenheit für angewandte Studien zum Thema Theaterhusten. Das Ergebnis: Während Wiens Theaterbesucher eher im unteren Mittelfeld grummeln und grammeln, rangiert das Hamburger Publikum, übrigens mehrheitlich jung, im Spitzenfeld der Dauerhuster.

Vielleicht ist ja die raue Nordseeluft daran schuld, dass ausgiebigst gebellt und geknurrt und geseufzt und gekutzt und geniest wird, und zwar mit und ohne Taschentuchdämpfung.

Zwischendurch wird übrigens in Tratschando das Bühnengeschehen kommentiert, was vielleicht an der Länge der Aufführung (8 1/2 Stunden) liegt, aber dem Verständnis nicht wirklich dienlich ist.

Das aber lässt den Schluss zu: Nicht nur Schwätzen, auch Husten ist nur eine erweiterte Form der zwischenmenschlichen Kommunikation. Freunde, niest einer dem anderen zu, ich bin auch da! Schenkt eure Aufmerksamkeit nicht nur den Leuten oben auf der Bühne. Die spielen sich die Seele, wir aber spucken uns die Lunge aus dem Leib. (DER STANDARD/Printausgabe 1.2.2012)