Wien - Angesichts der schrumpfenden Zahl an Grundwehrdienern geht der koalitionäre Streit weiter, was nun mit der Wehrpflicht zu tun ist: Während sich Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) bestätigt fühlt, dass ohnehin die Zeit für ihn arbeitet, um ein Berufsheer einzuführen, pocht ÖVP-Wehrsprecher Oswald Klikovits darauf, dass der Grundwehrdienst zu attraktivieren sei: "Es wäre in Darabos' Hand gewesen, den Präsenzdienst grundlegend zu reformieren."

Wie der STANDARD berichtete, sinkt nach Berechnungen der Sektion IV des Verteidigungsministeriums aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge in den kommenden Jahren die Zahl der Stellungspflichtigen. Heuer müssen 45.000 junge Männer zur Musterung, 2017 nur mehr 38.000. Das Bundesheer hat derzeit jährlich einen Bedarf an 21.800 Präsenzdienern. Aber: Die ministerielle Prognose geht auch davon aus, dass sich rund 35 Prozent der Tauglichen weiterhin für den Zivildienst entscheiden und dass 15 Prozent als untauglich eingestuft werden. Klikovits hält jedenfalls zu den leicht steigenden Zivildienerzahlen fest, dass Darabos "sein eigenes Versagen" kritisiere: "Grundwehrdiener sollten eine sinnvolle Ausbildung erhalten, von der sie nachhaltig profitieren."

Doch stattdessen verstärke Darabos "das Bild vom Chaos", denn: Einserseits verschweige der Minister die Beteiligung von 60 Grundwehrdienern an wichtigen Einsätzen wie unlängst nach den Lawinenabgängen in Vorarlberg und Tirol. Andererseits berufe Darabos derzeit junge Männer, die etwas früher abrüsten durften, zum Nachdienen ein - wie etwa auch Klikovits' Sohn. Der ÖVP-Mann, empört: "Statt sinnlose Pilotprojekte durchzuführen, sollte Darabos an den Verhandlungstisch zurückkehren." (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2012)