Bregenz  - Die Kontroverse um die kolportierten Aussagen von FPÖ-Bundesparteichef Heinz-Christian Strache beim WKR-Ball sorgten in Vorarlbergs Landespolitik am Dienstag für ein Deja-vu: Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) stellte FPÖ-Landesparteiobmann Dieter Egger die Rute ins Fenster und forderte ihn zu einer "öffentlichen Klarstellung" seiner Haltung zu den Strache-Äußerungen auf. Nach einer ähnlichen Aufforderung des damaligen Landeshauptmanns Herbert Sausgruber (ÖVP) war Egger im Jahr 2009 aus der Landesregierung geflogen. Egger hatte sich im Landtagswahlkampf geweigert, seinen "Exil-Juden-Sager" zurückzunehmen.

Vorarlbergs FPÖ-Chef hatte unter Berufung auf die Bundespartei erklärt, dass ein Journalist Straches Aussagen "verzerrt und nicht sinngemäß" wiedergegeben habe. Es werde eine permanente Diffamierung der Wähler, Sympathisanten und Funktionäre der FPÖ toleriert.

Wallner betonte hingegen, dass die Aussagen von Strache "in jeder Hinsicht auf das Schärfste zu verurteilen" seien und stellte die Stellungnahme von Egger infrage. "Ich erwarte mir, dass eine ganz klare Distanzierung stattfindet", unterstrich der Landeshauptmann und empfahl Egger für klärende Worte die Landtagssitzung am (morgigen, Anm.) Mittwoch. Vorarlberg habe "in dem Eck" nichts verloren.

"Verhöhnung der tatsächlichen Opfer"

Journalisten-Fragen, ob die FPÖ bei einer allfälligen Weigerung Eggers bereits die Möglichkeit auf eine Koalition mit der ÖVP nach der Landtagswahl 2014 verspielen würde, beantwortete Wallner so nicht. Er hielt aber fest, dass Egger - "wenn er es nicht tut" - die Konsequenzen tragen müsse. Es habe sich an der Linie der Landes-ÖVP seit der Landtagswahl nichts verändert. Zunächst sei aber jedenfalls der Wähler am Wort. Egger befand sich zu Mittag in einer Besprechung und war für die APA vorerst nicht erreichbar.

Außer Wallner forderten auch Grünen-Landeschef Johannes Rauch und SPÖ-Landesparteivorsitzender Michael Ritsch eine Distanzierung Eggers von den kolportieren Strache-Aussagen. "Ansonsten muss ich davon ausgehen, dass Egger die Haltung von Strache vollinhaltlich teilt und sich selbst auch in einer Reihe mit den Opfern des Nationalsozialismus sieht - in meinen Augen eine groteske Verhöhnung der tatsächlichen Opfer", so Rauch in einer Aussendung. Sollte Egger der Aufforderung nach Distanzierung nicht nachkommen, "wird er sich den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen müssen", befand Ritsch. (APA)