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München - Der krisengeschüttelte Netzwerkbauer Nokia Siemens Networks (NSN) streicht in Deutschland ein Drittel seiner Arbeitsplätze. Bis Ende des Jahres müssten 2.900 Mitarbeiter gehen, teilte die Gemeinschaftsfirma von Siemens und Nokia am Dienstag mit. Zudem schließt das Gemeinschaftsunternehmen sein bisheriges Landeshauptquartier in München und verlagert 1.600 Stellen. In Deutschland werde das Geschäft künftig an den fünf Standorten Berlin, Bonn, Bruchsal, Düsseldorf und Ulm gebündelt, teilte NSN am Dienstag mit. Alle anderen Standorte müssen zusperren. In München beschäftigt NSN bisher 3.600 Mitarbeiter. Auch NSN-Finanzvorstand Marco Schröter muss umziehen, er hatte sein Büro bisher in der bayerischen Landeshauptstadt.

Derzeit beschäftigt NSN nach eigenen Angaben rund 9.100 Mitarbeiter in Deutschland. Weltweit will der verlustträchtige Telekommunikationsausrüster 17.000 Arbeitsplätze und damit ein Viertel der Jobs streichen, um sich zu sanieren.

Arbeitnehmer entsetzt

Arbeitnehmervertreter reagierten entsetzt und kündigten Widerstand an. "Wir Betriebsräte werden zusammen mit der IG Metall alles tun, um den Abschied von NSN aus Deutschland zu verhindern", sagte Betriebsratschef Georg Nassauer. "Wir wehren uns zusammen mit den Beschäftigten gegen diesen Kahlschlag", erklärte Gewerkschaftsfunktionär Michael Leppek. "Unser Ziel ist es, durch einen Tarifvertrag zur Zukunftssicherung möglichst viele Arbeitsplätze bei NSN zu erhalten und die Schließung des Standortes München abzuwenden." Am Mittwoch wollen die Beschäftigten vor dem Vorstandssitz in München protestieren.

NSN-Landeschef Hermann Rodler verteidigte die Einschnitte. "Wir müssen in Deutschland diesen schwierigen Schritt machen, um sicherzustellen, dass NSN ein wirtschaftlich nachhaltiges Unternehmen ist." Im Inland werde sich sein Haus auf Forschung und Entwicklung für mobile Breitbandtechnik und optische Netze konzentrieren. In Finnland legt NSN die Axt an 1.200 seiner dort 6.900 Stellen.

Die beiden Mutterkonzerne schwiegen zu der Ankündigung. Siemens hatte bereits in Aussicht gestellt, dass der dritte Sanierungsanlauf der Tochter mit gut einer halben Milliarde Euro im Konzern zu Buche schlagen werde. NSN kämpft seit seiner Gründung 2007 mit Verlusten und wachsender Konkurrenz aus dem Fernen Osten. Für Nokia und Siemens hat sich das Geschäft mit Telefonnetzen zu einem Milliardengrab entwickelt. Erst im vergangenen Jahr pumpten die beiden eine Milliarde Euro in die Sorgentochter. Ein Teilverkauf an Finanzinvestoren war zuvor gescheitert, ein Ausstieg mittels Börsengang gilt unter Experten als aussichtslos. Die Zukunft von NSN als Joint Venture an sich ist ohnedies ungewiss. Die beiden Partner haben sich vertraglich bis 2013 aneinandergebunden. (APA/Reuters)