Die im Südwesten der Peloponnes gelegene Voidokilia- oder, übersetzt, Ochsenbauch-Bucht besticht durch ihre charakteristische Halbkreisform.

Foto: Alois Pumhösel

Bei Lauda Air gibt es ab 20. Mai jeden Sonntag Direktflüge nach Kalamata, das ca. 40 Kilometer von Costa Navarino entfernt liegt.

Austrian Airlines (RedTicket) / Lauda Air fliegen mehrmals pro Woche nach Athen, ab März täglich. Von dort entweder Inlandsflug nach Kalamata in Messenien oder per Mietauto zirka 270 Kilometer nach Costa Navarino. Tägliche Fährverbindungen gibt es ab Italien nach Patras.

Weitere Informationen erteilt die Griechische Zentrale für Fremdenverkehr (Opernring 8, 1010 Wien) von Montag bis Freitag zwischen 9.00 und 17.00 Uhr unter der Telefonnummer 01/512 53 17-0, E-Mail: grect@vienna.at

Foto: Alois Pumhösel

Unterkunft: Das Resort Costa Navarino besteht aus zwei Hotelanlagen. Das "Westin" (445 Zimmer und Suiten) ist ganzjährig geöffnet.

Das "The Romanos" (321 Zimmer und Suiten) öffnet zur Sommersaison ab 31. Mai 2012.

Die Anlage ist mit zwei Golfplätzen ausgestattet, die von Weltrangspielern gestaltet wurden. Kinderbetreuung mit Übernachtungsmöglichkeit im Westin-Resort, Spa-Bereich mit Behandlungen nach antiker griechischer Medizin. Ein Teil der Zimmer ist mit jeweils eigenem Infinity-Pool ausgestattet.

Foto: Alois Pumhösel

Angebote: Einen Überblick über Attraktionen und Spezialitäten der Region gibt die Website www.costanavarino.com in englischer Sprache.

Wander- und Fahrradtouren werden im Resort organisiert. Tauchstationen im Resort und in Pylos, ebenso Einkaufsmöglichkeiten.

In der Hotelanlage wurde auch eine eigene audiovisuell gestützte Ausstellung zu Fauna und Flora der Region eingerichtet. Ornithologie-Touren in die Gialova-Lagune, die von knapp 300 verschiedenen Vogelarten besucht wird.

In der beschriebenen Kapelle nahe der Voidokilia-Bucht werden auch Hochzeiten organisiert.

Foto: Alois Pumhösel

Die Bucht hat tatsächlich die Form einer Muschel. Oder einer Sichel. Oder eines Omega-Zeichens. Ihre exakte, symmetrische Form und ihr tiefes Türkisblau heben sie scharf von der umgebenden Küstenlandschaft ab. Man nimmt ihr beinahe nicht ab, dass menschlicher Gestaltungswille nicht ein bisschen nachgeholfen hat. Der Name der Bucht im Südwesten der Peloponnes, Voidokilia, holt die Assoziationen über die besondere landschaftliche Ästhetik aber wieder auf den rustikalen Boden griechischen Landlebens zurück: Voidokilia heißt übersetzt Ochsenbauch.

Die Felsen, die den Ochsenbauch an der Küste von Messenien, nahe des Hafenortes Pylos, einfassen, sind von einiger historischer und mythologischer Bedeutung. Auf der einen Seite der Bucht thront die verfallene mittelalterliche Burganlage Paleo Kastro über der zerfransten Küstenlinie, die in der Nachfolge des Vierten Kreuzzuges hier erbaut wurde.

In der unterhalb der Ruine gelegenen, schmucklosen Nestorhöhle soll der Sage nach Hermes jene Kühe, die er von seinem Bruder Apollon gestohlen hat, versteckt haben. Der Mythos sagt, dass das die zweite Tat des recht frühreifen Hermes gleich nach seiner Geburt war, noch bevor er zum Götter- boten wurde. Seine erste Tat war, eine Schildkröte zu töten, um daraus die allererste Leier zu basteln und auf ihr Musik zu spielen. Von Burg und Höhle erschließt sich ein grandioser Überblick über die Ochsenbauch-Bucht und die dahinterliegende Gialova-Lagune, die als ein Vogelparadies, EU- Naturschutzgebiet und stolze Heimat eines antiken Einwanderers, des afrikanischen Chamäleons, bekannt ist. Das Kriechtier ist in Europa nur auf diesem einen schmalen Flecken anzutreffen.

Auf der anderen Seite der halbkreisförmigen Bucht schlingt sich ein Weg hinauf zum verfallenen Grabmal des Thrasymedes. In der Badewanne seines Vaters Nestor, des Argonauten und Königs von Pylos, soll sogar schon Telemach, Sohn von Odysseus, gebadet haben, als er zu Besuch war, um seinen verschollenen Vater zu suchen. Die Überbleibsel angeblich dieser Wanne sind ein paar Kilometer nördlich der Bucht, in den Ruinen des Palastes von Nestor, zu begutachten. Man sieht, die mythologische und historische Verweisdichte der Gegend liegt mindestens im guten Mittelfeld Griechenlands.

Idylle mit Ziegenherde

Die mediterrane Idylle versteckt sich aber nicht nur in Büchern und Ruinen. Der von Olivenbäumen gesäumte Weg auf die Anhöhe auf der nördlichen Seite der Bucht mündet bei einer weißgetünchten Kapelle, deren einfache Säulen sich dem Meerespanorama entgegenstemmen. Und nicht genug der Griechenland-Klischees, kann man gerade dort, auf der Wiese unterhalb der Kapelle, auf eine Herde gescheckter Ziegen treffen. Ein Hirte mit schwarzem Schnauzbart und Hirtenhund stützt sich auf seinen Stab. Natürlich geht bei diesem Anblick gerade die Sonne unter. Die griechische Idylle kennt manchmal keine Gnade.

Kann man sich des überbordenden Naturkitsches nicht mehr erwehren, steht immer noch die Möglichkeit offen, den Kontrast im Luxus der nahe gelegenen Hotelresorts zu suchen. Ein paar Kilometer vom schnauzbärtigen Hirten entfernt, hinter vielen tausend Olivenbäumen - alles, was hier nicht direkt angrenzt, versteckt sich hinter tausenden Olivenbäumen -, breiten sich die Hotelanlagen des Costa-Navarino-Resorts aus.

Flucht in den Luxus

Trotz "bioklimatischer Architektur", trotz Anklänge lokaler Traditionen, trotz der tausenden Olivenbäume, die auch in die Resorts umgesiedelt wurden, können sich die verstreuten, in die Landschaft gewürfelten Bauten ihrer sterilen Künstlichkeit nicht erwehren. Kaum ein Urlaubsresort kann dem entfliehen.

Dafür entschädigen die vielen Restaurants, Spa-Tempel und auf Vermittlung innerer Ruhe gestylten Zimmer, die sich auf über 1300 Hektar um die Beton-Agoren, nachempfundene antike Marktplätze, reihen. Hier bringen Angestellte die Gäste mit Golfwägen an den Hotelstrand. Hier kann man sich in die Nachfolger von Nestors Badewannen, in eigene, den Hotelzimmern angeschlossene Infinity-Pools, zurückziehen. Hier kann der Golfer nach dem Abschlagen auf von Weltrangspielern entworfenen, die Küste überblickenden Plätzen im Klubhaus ein 95-Euro-Steak verdrücken. Animation besteht hier nicht aus Lambadakursen und Trinkspielen. Die Programmpunkte heißen etwa "Philosophische Spaziergänge", "Die perfekte Tasse griechischen Kaffees" oder "Seminar über Byzantinische Ikonographie". Von den beiden Hotelanlagen, die in dem Resort verschmelzen, positioniert sich das Romanos gegenüber dem Westin als das ein bisschen elegantere, ein bisschen teurere und ein bisschen weniger auf Familien ausgerichtete. Eine 660 Quadratmeter große Luxusvilla ist das Aushängeschild des Hotels. Hier steigen Stein- reiche samt ihrer Entourage ab, um ein paar Tage oder Wochen ein immens hohes Wohnzimmer, viele Flat-screens und lederbezogene Stiegengeländer zu genießen. Das Zimmer des Butlers liegt im Keller.

Viele Promis würden hier absteigen, Promis, die international bekannt seien, sagt die PR-Dame des Resorts geheimnisvoll. Namen gibt sie aber natürlich keine preis. Sich mit ihnen zu brüsten, wäre nicht statthaft. Die Preise für die Luxusvilla stehen auch nicht im Katalog, sondern sind Verhandlungssache.

Ein guter Weg, dem Luxus wieder Richtung Naturidylle den Rücken zu kehren und die Schauplätze von Geschichte und Geschichten aufzuspüren, ist eine Entdeckungsreise per Fahrrad. Um die Bucht mit der charakteristischen Form zu erreichen, müssen nur wenige Kilometer entlang von Olivenbaumreihen zurückgelegt werden, was sie auch für wenig geübte Radler leicht erreichbar macht. Konditionsstarke Pedaltreter können es bis in den südlich gele-genen Küstenort Pylos schaffen. Die Kaffeehäuser und Bars, die sich dort um den großzü- gigen Hauptplatz reihen, beherbergen Backgammon spielende Einheimische und ganze Busladungen erschöpfter Touristen. Die Kirche, die im blitzblanken Weiß von einer Anhöhe leuchtet, ergänzt das schwankende Blau, das vom Hafen herüberleuchtet, zum typisch griechischen Postkartenmotiv.

425 vor Christi siegten hier bei einer der Schlachten des Peloponnesischen Krieges die Athener über die Spartaner. Ein paar tausend Jahre später fand in der vorgelagerten Bucht eine der letzten großen Schlachten statt, die mit Segelschiffen geführt wurden. Briten, Franzosen und Russen versenkten 1827 die Ottomanen und Ägypter und bereiteten den Weg zur Unabhängigkeit der Griechen vom Osmanischen Reich.

Nestor, der mit Odysseus einst Troja belagerte, konnte dem Telemach, der nach seinem Vater suchte, damals keine Auskunft geben, wiewohl, so erzählt Homer, er ihn aber freundlich aufnahm. Telemachs Besuch von damals können die Besucher von heute durchaus auch als Gleichnis verstehen: Wie Telemach in Nestors Palast findet man in den Hotellandschaften von Costa Navarino auch freundliche Aufnahme. Und die Suche nach Odysseus wird zu jener nach den Geschichten, die in der Landschaft und ihrer Geschichte verborgen liegen.

Beides, die Geschichte und die Gastlichkeit, sind von den heute dominierenden Assoziationen zu Griechenland, den Schulden, der Krise, noch unberührt. (Alois Pumhösel/DER STANDARD/Printausgabe/28.01.2012)