Hinter Fernsehdirektorin Kathrin Zechner ist bereits alles sehr schön bunt. An farbenfrohem Programm für den ORF arbeitet sie derzeit.

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Wien - Größte Programmreform aller Zeiten" wird es unter Kathrin Zechner nicht spielen: Die neue ORF-Fernsehdirektorin knüpft eine "Programmreformkette" und geht es neudeutsch "Step by Step" an. Vollmundige Ankündigungen wie am Beginn von Generaldirektor Alexander Wrabetz' erster Amtsperiode sind ihre Sache nicht. Mit konkreten Neuerungen hält sich Zechner denn auch Dienstag bei ihrem ersten Auftritt vor Journalisten zurück. Marktforschung zu Positionierung, Aktivitäten von österreichischen und internationalen Privatsendern schließt sie bis Ostern ab. Ab Mai werden Formate adaptiert und pilotiert. Neues Programm wird nach Wunsch der Direktorin ab Herbst sukzessive einfließen.

  • Fiktion ist Zechners "Steckenpferd", und hier strebt sie den "Triple-A-Ausweis für Österreich" an. An Trends beobachtet sie "eine Rückkehr zu lokal gefärbten Filmen und Serien". Nachteil: Koproduktionen werden dadurch erschwert.
  • Die Positionierung von ORF 1 ("jung, modern") und ORF 2 ("Heimatsender mit Fenster zur Welt") zu schärfen steht auf Zechners Aufgabenliste ganz oben.
  • Privatsender stehen unter der Beobachtung der Fernsehdirektorin: "Einige der Privaten versuchen uns abzukupfern und in der Konkurrenzsituation öffentlich-rechtliche Themen aufzugreifen." Wiewohl sie zumindest Österreichs Private "nicht als Feinde" sieht: "Je stärker das österreichische Fernsehen insgesamt, desto richtiger für mich."
  • Kinderprogramm brauche stärkere Marken, kündigt Zechner an. Minidokus, Quiz und Schwerpunkte sollen zu mehr Unverwechselbarkeit verhelfen.
  • Dienstag und Donnerstag sind Zechners "große Herausforderungen" - in Vor- und Hauptabend.
  • Verträge laufen reihenweise ab, unter anderem mit Dominic Heinzl, Villacher Fasching und Warner-Filmpaket. "Jeden einzeln prüfen", will Zechner.
  • Schwerpunkte behält sie bei: Klima von 4. bis 10. Februar, Sport und Bewegung im Frühjahr.
  • Daily Soap "entwickeln wir sicher", verspricht Zechner. Ein Fixplatz im Programm hängt davon ab, "ob wir uns das leisten können".
  • Frühstücksfernsehen würde sie "gern machen", sei aber "in der ersten Phase nicht leistbar".
  • Diskussionen sollen mit "spannenderen Gästen und Männer-Frauen-Ausgewogenheit vielseitiger werden". Contra fiel bereits Ende 2011 aus dem Programm. Gegen drohende Übersättigung tritt Zechner auch beim Talk an.
  • Reality TV ist "sicher nicht vom Tisch" der ORF-Fernsehdirektorin. Hier hofft sie auf die baldige Besetzung des Jobs für Programminnovationen. Als "Kaffeesud" bezeichnet Zechner Gerüchte, wonach diese längst mit Radiochefredakteur Stefan Ströbitzer ausgemacht sei, der als "Aufpasser" Infoagenden übernehmen soll. Ströbitzer ist nach Hearings neben Dodo Roscic und Klaus Unterberger Favorit der Redakteure. Zechner schickt voraus: "Zweifellos bin ich für alles zuständig." (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 1./2.2012)