Madrid - Demonstration der Stärke: Die spanische Großbank Santander hat 2011 operativ so viel verdient, um sich bereits für einen weiteren Einbruch des spanischen Häusermarkts rüsten und auf zusätzliche Abschreibungen einstellen zu können. Das Institut legte schon mal 1,8 Mrd. Euro vor Steuern für mögliche weitere Belastungen infolge fallender Immobilienpreise in Spanien sowie 600 Mio. Euro für eventuell notwendige Abschreibungen auf Anlagen in Portugal zurück.

Zusammen mit anderen Wertberichtigungen drückten die Posten im vergangenen Jahr mit 3,2 Mrd. Euro auf den Gewinn. Wegen der überraschend hohen Vorsorge für künftige mögliche Belastungen fiel der Überschuss der Bank um rund ein Drittel auf 5,3 Mrd. Euro und damit deutlich stärker als von Experten erwartet. Am Aktienmarkt sorgte die Nachricht dennoch für Erleichterung. Das Papier zog am Dienstvormittag um ein Prozent an.

Vor Sondereffekten fiel der Gewinn um 14 Prozent auf sieben Mrd. Euro - wobei die Spanier vor allem im Heimatmarkt und Großbritannien teils drastische Rückgänge verkraften mussten. In Südamerika, der für die Bank wichtigsten Region, blieb der Gewinn mit fast 4,7 Mrd. Euro dagegen praktisch unverändert. Erstmals in ihrer 155-jährigen Geschichte erzielte die Bank mehr als die Hälfte ihrer Gewinne in Lateinamerika. Zudem stieg der Gewinn im US-Geschäft.

Maroder Immo-Markt

Größtes Problem für die Santander ist neben der Investition in Staatsanleihen der marode spanische Häusermarkt. Immer mehr spanische Immobilienbesitzer werden zahlungsunfähig, so dass der Anteil der faulen Kredite in den vergangenen Jahren beständig angestiegen ist. Die Santander musste deshalb die Risikovorsorge im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 10,5 Mrd. Euro erhöhen. Damit hat die Santander jetzt fast 20 Mrd. Euro für mögliche Kreditausfälle zur Seite gelegt.

Dies sind 61 Prozent des Portfolios an Krediten, die von der Bank derzeit als problematisch eingestuft werden. Dieser Wert ging in den vergangenen Jahren trotz der erhöhen Risikovorsorge beständig zurück. Die Bank erfüllt damit aber nach Einschätzung von Experten gerade noch so die Vorgaben der spanischen Währungshüter, die eine Abdeckung von 60 Prozent erwarten. Dies fordert die Notenbank allerdings auch für die Absicherung bei Immobilien, die sich in der Zwangsvollstreckung befinden. Hier kam die Großbank Ende 2011 nur auf eine Quote von 50 Prozent.

Doch trotz aller Probleme mit spanischen Immobilien kam die Bank beim Stopfen ihrer Kapitallücke gut voran. Die Europäische Bankenaufsicht EBA hatte im Dezember einen Finanzbedarf von 15,3 Mrd. Euro bei den Spaniern ausgemacht - dies war die größte damals von der Behörde festgestellte Lücke bei einer europäischen Bank. Santander selbst hatte immer betont, dass sie das Geld aus eigener Kraft auftreiben will. Durch eine Reihe von Maßnahmen wie einbehalten Gewinnen, Spartenverkäufen oder Umwandlung von Vorzugs- in Stammaktien hatten die Spanier bereits Ende 2011 die von der EBA bis spätestens Ende Juni geforderte Kernkapitalquote von neun Prozent erreicht. (APA)