Peking - Die chinesische Regierung weitet die Polizeipräsenz in der westlichen Unruheregion Xinjiang (Sinkiang) massiv aus. Nach Informationen der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua planen die Behörden die Entsendung von 8000 zusätzlichen Beamten. Die Personalaufstockung soll vor allem der Bekämpfung von "religiösem Extremismus" dienen. Künftig soll laut Xinhua jedes Dorf mindestens über eine Patrouille verfügen.

Die muslimischen turksprachigen Uiguren und andere ethnische Minderheiten in Xinjiang klagen über soziale Diskriminierung und eine zunehmende Verdrängung durch die Han-Chinesen, die in China die Bevölkerungsmehrheit stellen. Im Juli 2009 hatten schwere Auseinandersetzungen die Hauptstadt Urumqi erschüttert. Innerhalb weniger Tage wurden nach Behördenangaben fast 200 Menschen getötet, die meisten von ihnen Han-Chinesen. In den vergangenen Monaten waren Dutzende Tote und Verletzte bei Unruhen zu beklagen. Peking machte dafür Islamisten aus Pakistan verantwortlich.

Xinjiang, das Chinas Raketenabschussbasen beherbergt, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Unruhen erschüttert. Die chinesischen Geheimdienste meldeten eine Infiltration von bewaffneten Islamisten aus Afghanistan und den zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken. Die kommunistischen Behörden haben eine "Islamische Gottespartei von Ostturkestan" zerschlagen und uigurische Separatisten-Führer hinrichten lassen. In den 1940er Jahren hatte es vor der Machtübernahme der Kommunisten in Peking während einer kurzen Phase eine faktisch unabhängige "Republik Ostturkestan" gegeben. 1990 war eine muslimische Revolte blutig niedergeschlagen worden; mehr als hundert Koranschulen und Moscheen wurden damals geschlossen. Peking hatte 1996 Sondertruppen nach Xinjiang verlegt und eine großangelegte Anti-Separatismus-Kampagne in Gang gesetzt. (APA)