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Die Strahlung der Sonneneruption vom Montag (23. Jänner) erreichte die Erde am Dienstag (eingefärbtes Bild).

Foto: NASA/AP/dapd

Los Angeles - Als am vergangenen Dienstag ein gewaltiger Sonnensturm - nach offiziellen Angaben der stärkste seit 2003 - die Erde erreichte, blieben Schäden nach heutigem Wissensstand aus. Dafür erstrahlten die grünen Polarlichter im Norden besonders hell.

Bereits seit 40 Jahren rätseln Forscher über eine andere Folge des Sonnenwinds und von Sonnenstürmen. Der sogenannte Van-Allen-Gürtel - zwei große, reifenförmige Strahlungsgürtel rund um die Erde, die Elektronen enthalten - schwillt und schrumpft unter ihrem Einfluss. Ausgerechnet zu Zeiten von Sonnenstürmen, wenn also sehr viele elektrisch geladene Sonnenteilchen auf die irdische Umgebung treffen, verliert der äußere Strahlungsgürtel häufig nahezu alle seine Elektronen. "Das ist ein verblüffender Effekt", sagt der Physiker Yuri Shprits. Denn Ozeane auf der Erde würden auch nicht plötzlich das meiste Wasser verlieren, wenn es regnet. Doch die mit Elektronen gefüllten Strahlungsgürtel können rapide entvölkert werden.

Erstmals wurde das Phänomen bereits in den 1960er-Jahren beobachtet. Seitdem war unklar, wohin die Elektronen entschwinden. Lange nahm man an, die Teilchen würden nach unten aus den Gürteln herabregnen. Doch die neuen Beobachtungen, für die Daten mehrere Satelliten kombiniert wurden, zeigten klar, dass die Elektronen nach außen in den interplanetaren Raum gerissen würden, schreiben Physiker um Drew Turner (Universität von Kalifornien in Los Angeles) im Fachjournal Nature Physics.

"Das ist ein wichtiger Meilenstein für das Verständnis des Weltraumumfelds der Erde", sagt Turner zu den neuen Erkenntnissen. Sie würden auch die Vorhersage des sogenannten Weltraumwetters und den Schutz ihm ausgesetzter Satelliten verbessern. Auf welche Weise die Elektronen genau ins All entkommen, soll nun ein spezialisiertes Satellitenduo namens Radiation Belt Storm Probes klären, das in diesem Jahr gestartet wird. (APA, tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. Jänner 2012)