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Andreas Herzog in seinem neuen Arbeitsgewand.

Foto: Reuters/Lott

Wien - Es war nicht so, dass sich die US-Medien um Andreas Herzog gerissen haben. Interviewanfragen hat es ungefähr null gegeben, wurscht, davon hängen Selbstbewusstsein und Wohlbefinden eines Wieners niemals ab. "Ich habe mich bewusst zurückgenommen, ich bin ja der Assistent." Chef ist Jürgen Klinsmann, der Deutsche soll die US-Fußballer als Cheftrainer zur WM 2014 (Brasilien) führen. Herzog ist der eine Untergebene, der Mexikaner Martin Vasquez der andere.

Der eine ist am Wochenende nach Wien zurückgekehrt. Dreieinhalb Wochen hat der 43-jährige Herzog in Phoenix, Arizona, verbracht. Zwei Partien wurden gewonnen, gegen Venezuela und Panama, jeweils 1:0. "Darauf kann man aufbauen. In Österreich hat man keine Ahnung, wie stark Panama ist. Besser als Aserbaidschan und Kasachstan."

Das Trainingslager spielte sämtliche Stückerln, das Hotel, eine wunderbare Wellnessoase samt Golfplatz. Und es hatte 25 Grad im Schatten. Teile des Tages, Herzog meint die karge Freizeit, wurden in der Badehose erlitten. Und wie ist der Klinsmann? "Gut, er ist immer am neuesten Stand, hat klare Vorstellungen. Wir kennen uns schon lang, pflegten immer losen Kontakt."

Kein Zauderer

Mitte Dezember wurde er äußerst konkret. "Er fragte mich, ob ich sein Assistent werden will." Herzog, dem das Image des Zauderers und Stubenhockers anhing, zögerte dreieinhalb Sekunden. Dann war ihm klar, den ÖFB verlassen zu müssen. "Obwohl ich gerne U21-Teamchef war. Aber es war nicht erfüllend, nur alle paar Monate eine Partie zu haben. Man musste sich fast jedes Mal neu vorstellen. Und hattest du einen guten Kicker, war der sofort im A-Nationalteam. Es war mehr ein Abgeben als ein Aufbauen. Und gescheitert in der Qualifikation bin ich auch." Seinem Nachfolger Werner Gregoritsch wünscht er "nur das Beste".

Dass Uli Hoeneß über Jürgen Klinsman gesagt hat, der sei der größte Irrtum in der langen und ruhmreichen Trainergeschichte von Bayern München gewesen, tangiert Herzog gar nicht. Dazu ist er schon zu amerikanisch. "Ich habe in der kurzen Zeit gelernt, dass es egal ist, was andere über einen sagen und denken. Jedes Image ist ein Blödsinn."

Der Fußball in den USA befinde sich nach wie vor im Entwicklungsstadium. Die MLS, die Major League Soccer, wurde erst 1994 gegründet, nun soll ein 19. Verein, Montreal, dazukommen. Herzog hatte 2004 seine aktive Karriere in Los Angeles beendet, damals wurde in Football-Stadien gewerkt, die Yards-Linien störten. "Das hat sich mittlerweile geändert."

Ein Vergleich

Der Fußball habe es gegen Basketball, American Football, Baseball und Eishockey schwer. "Dort sind die besten der Welt engagiert. Willst du es im Fußball schaffen, musst du weg aus den USA." Insofern sei ein Vergleich mit Österreich zulässig. "Für unsere Spieler ist die deutsche Bundesliga das Ziel, für die amerikanischen die englische Premier League." Clint Dempsey ist somit der Paradelegionär, er dient Fulham.

Klinsmann gilt als Vertreter der nicht gerade originellen, aber in den USA verbreiteten These "Alles ist möglich". Herzog: "Er möchte, dass die Spieler agieren, nicht reagieren. Weil es der amerikanischen Einstellung entspricht." Anders ausgedrückt: "So ist der amerikanische Way of Life, das hat was." Natürlich sei es nicht empfehlenswert, gegen Spanien groß zu agieren. "Aber mit Reagieren verliert man auch." Herzog wird nun Kontakte zu den Legionären in Europa pflegen, am 29. Februar treffen die USA in Genua auf Italien. Im Mai und Juni stehen fünf Partien an, Gegner sind u. a. Brasilien und Schottland. "Die USA bestreiten doppelt so viele Matches wie Österreich. Da ist einiges möglich."

Vielleicht wird Assistent Herzog bald "Alles ist möglich" sagen. "Der Job ist ein Traum." Sollte ein US-Journalist um ein Interview bitten, "werde ich es ihm geben". Ohne zu zögern. "Englisch habe ich in der Schule gelernt." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2012)